Logo: marburgnewsMobile Marburgnews

Zum Menü

Umdrehung


Günstigen Katalysator für medizinische Substanzen entwickelt

06.11.2014 (fjh)
Licht verhindert Spiegelung. Ein metallhaltiger Katalysator erlaubt die energiesparende Synthese medizinisch relevanter Substanzen. Das berichtet eine Forschergruppe um Prof. Dr. Eric Meggers von der Philipps-Universität in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Nature". Wie das Team ausführt, reicht sichtbares Licht als Energiequelle aus, um sortenreine händische Kohlenstoffverbindungen herzustellen ohne die Beimengung von spiegelbildlichen Molekülen.
"Sichtbares Licht – zum Beispiel in Form von Sonnenlicht – gilt als umweltschonende Energieform, um chemische Umwandlungen in Gang zu bringen", sagte Meggers. Er ist Mitverfasser der aktuellen Veröffentlichung. Die in der Studie geschilderten Experimente nutzen sichtbares Licht für die sogenannte "asymmetrische Katalyse".
Viele chemische Verbindungen liegen in zwei spiegelbildlichen Formen vor. Ihre Konfigurationen verhalten sich zueinander wie die linke und rechte Hand: Sie sind durch keinerlei Drehung miteinander in Deckung zu bringen. Deshalb spricht man von der Eigenschaft der Händigkeit oder Chiralität.
Beispiele für chirale Moleküle – sogenannte "Spiegelbildisomere" oder "Enantiomere" – sind die linksdrehende und rechtsdrehende Milchsäure, wie man sie aus Lebensmitteln kennt. Man unterscheidet sie nach der Richtung, in der sie die Polarisationsebene des Lichts drehen.
"Ein Großteil der organischen Chemiker weltweit arbeitet an der Lösung des Problems, wie chirale Moleküle einer bestimmten Konfiguration hergestellt werden können", berichtete Meggers. Medizinische Anwendungen erfordern nämlich Wirkstoffe in nur einer der beiden Formen, da deren Mischung fatale Folgen haben kann, wie das Beispiel des Medikaments Contergan vor 50 Jahren drastisch vor Augen führte.
Will man die beiden Formen nicht nachträglich sortieren, so bietet sich die asymmetrische Katalyse an. Ein Katalysator setzt die Energie herab, die für eine chemische Reaktion erforderlich ist, ohne dabei selbst verbraucht zu werden.
"„Wir haben einen metallhaltigen Katalysator entwickelt, der sichtbares Licht als Aktivierungsenergie nutzt und eine effektive stereoselektive Synthese anstößt", erläuterte Meggers. Obwohl dieser Katalysator strukturell recht einfach ist, vereint er in sich mehrere Funktionen, die ansonsten in einzelnen Schritten abgearbeitet werden müssen.
So dient er dazu, Licht als Energiequelle heranzuziehen. Gleichzeitig steuert er die Händigkeit der Reaktionsprodukte.
Neben Meggers und seinen Mitarbeitern sind die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Gerhard Hilt sowie die Kristallstrukturanalyse um Dr. Klaus Harms an der aktuellen Veröffentlichung beteiligt. Die Arbeit an der Publikation wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie durch ein Doktorandenstipendium des "China Scholarship Council" gefördert.
Meggers’ Arbeitsgruppe im Fachbereich Chemie der Philipps-Universität forscht über die Anwendung metallorganischer Verbindungen in der Medizin und zur Katalyse. Meggers betreut außerdem eine Arbeitsgruppe an der Universität von Xiamen in der Volksrepublik China.
Der Hochschullehrer ist Sprecher des Marburger Forschungsverbunds "Innovative Synthesechemie für die selektive Modulation biologischer Prozess"e (SynChemBio), der durch die Hessische Landesinitiative "LOEWE" gefördert wird. Ausführliche Informationen zu Meggers und seiner wissenschaftlichen Arbeit bietet die Broschüre "Forschen in Marburg" der Philipps-Universität, die soeben erschienen ist.
pm: Philipps-Universität Marburg
Text 9907 groß anzeigen

www.marburgnews.de

© 2014 by fjh-Journalistenbüro, D-35037 Marburg