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Ausgezeichnet


Stewart T. Cole erhielt Emil-von-Behring-Preis

05.11.2014 (arw)
Den Emil-von-Behring-Preis der Philipps-Universität hat Prof. Dr. Stewart T. Cole hat am Dienstag (4. November) erhalten. Der Wissenschaftler vom Global Health Institute, Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne in der Schweiz hat die Auszeichnung in der Aula der Alten Universität aus den Händen von Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause entgegengenommen.
Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Gestiftet wurde er vom Marburger Impfstoffhersteller Novartis Vaccines. Damit gehört er zu den höchstdotierten deutschen Auszeichnungen für Medizin.
Der Mikrobiologe erhält die Auszeichnung für seine herausragende Arbeit auf dem Gebiet der Tuberkulose-Forschung. Durch seine Verbindung von exzellenter Grundlagenforschung und praktischen medizinischen Anwendungen trägt er maßgeblich zur weltweiten Bekämpfung von Infektionskrankheiten bei.
„Dabei hat Cole sich als ein wirklicher Leader herausgestellt, der Wissenschaftler und Praktiker zu einem Team mit einem klaren Fokus zu formen vermag“, sagte Krause anlässlich der Preisverleihung. Die Präsidentin verlieh ihrer Freude darüber Ausdruck, dass die örtliche Geschäftsführung von Novartis Vaccines den renommierten Emil-von-Behring-Preis in neuer Form habe wiederaufleben lassen.
Cole wurde 1955 in England geboren. Er forschte in Schweden, Deutschland und Frankreich, bevor er 2007 ans Global Health Institute - Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne wechselte. Der Marburger Mikrobiologe Prof. Dr. Erhard Bremer unterstrich in seiner Laudatio: „Stewart Cole ist international ein hoch angesehener Experte auf dem Gebiet der Tuberkulose-Forschung, dessen Arbeiten fortlaufend hoch zitiert werden.“ Seine frühen Arbeiten, die zur Etablierung der Genome von Mycobacterium tuberculosis und Mycobacterium leprae führten, seien bahnbrechend gewesen und zu einer Zeit erfolgt, in der die Sequenzierung mikrobieller Genome keineswegs eine Routine-Angelegenheit gewesen sei.
Diese Untersuchungen dienten Cole als wichtige Ausgangsbasis, um die Physiologie, Evolution und vor allem die Pathogenese von Mycobacterium tuberculosis zu verstehen und Ansätze für eine Therapie zu finden. Am Institut Pasteur sei Cole auch an der Sequenzierung des LASV/HIV-Erregers beteiligt gewesen, die die wesentlichen Informationen zur Entwicklung eines AIDS-Tests geliefert habe.
Was die Arbeit von Cole auszeichne, sei sein fortlaufendes Bemühen, Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in praktische klinische Anwendungen zu übersetzen, fuhr Bremer fort. So fokussierten sich wesentliche Teile seiner neueren Arbeit auf die Suche und die klinische Evaluation von neuen Antibiotika, die Infektionen durch Mycobacterium tuberculosis erfolgreich bekämpfen könnten. Im Hinblick auf 9 Millionen Infizierte und die 1,5 Millionen Menschen, die nach Informationen der World Health Organization allein im Jahr 2013 an Tuberkulose starben, sei das eine Aufgabe von immenser gesellschaftlicher Bedeutung.
Bremer würdigte auch die ersten Erfolge des Geehrten und seines Teams in der Entwicklung neuer - gegen multi-resistente Varianten von Mycobacterium tuberculosis wirksame - Antibiotika. Es zeuge von Coles Engagement für das öffentliche Wohl, dass er seinen Anteil an den Patentansprüchen für diese Antibiotika an eine öffentliche Stiftung übertragen hat, unterstrich der Laudator.
„Nach meiner festen Überzeugung steht Stewart Cole in der besten Tradition von Emil von Behring, indem er exzellente Grundlagenforschung mit praktischen medizinischen Anwendungen zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten mit globaler Bedeutung engagiert verbindet: Er ist ein würdiger Preisträger“, schloss Bremer.
Cole sprach in seinem Festvortrag über neue Behandlungswege bei Tuberkulose, für die insbesondere multiresistente Erreger, wie sie die letzten Jahrzehnte verstärkt aufgetreten sind, eine besondere Herausforderung darstellen. Er stellte diverse konventionelle und unkonventionelle Herangehensweisen in der Wirkstoffentwicklung vor, darunter den potenziellen Wirkstoff PBTZ 169.
Dieser Wirkstoff setze an der Zellhülle des Tuberkuloseerregers an und bekämpfe so nicht nur - wie andere Wirkstoffe - dessen Vermehrung, sondern führe zum Absterben des Bazillus. Außerdem sei er vergleichsweise preiswert in der Herstellung und lasse sich gut mit BDQ kombinieren, einem für den Einsatz gegen multiresistente Erreger entwickelten Wirkstoff. Die Substanz, die ein multinationales Forscherkonsortium um Cole entwickelt hat, sei nun reif für klinische Studien.
Seine Rede „Towards a new treatment for tuberculosis“ schloss Cole mit den Worten: „Der Preis bedeutet mir sehr viel. Denn die Verbindung zwischen Emil von Behring und mir ist die Forschung über Tuberkulose, deren Erreger durch ihre Resistenzen eine stetige Bedrohung darstellen.
Die Herstellung eines wirkungsvollen Impfstoffs gegen Tuberkulose blieb Emil von Behring leider verwehrt; aber unsere neuen Erkenntnisse können in der Zukunft zu einer verbesserten Bekämpfung der Tuberkulose beitragen.“
Der Emil-von-Behring-Preis wird alle zwei Jahre von der Philipps-Universität vergeben. Ausgezeichnet werden besondere wissenschaftliche Leistungen auf medizinischen, veterinärmedizinischen und naturwissenschaftlichen Gebieten.
Begleitend zur Preisverleihung fand im Jahr 2014 erstmals ein wissenschaftliches Symposium statt. Prof. Dr. Helga Rübsamen-Scheff der AiCuris GmbH in Wuppertal, Prof. Dr. Ulrich Scheible vom Leibnitz Center in Borstel und Prof. Dr. August Stich von der Tropenmedizinischen Klinik in Würzburg sprachen zum Thema „Der Kampf gegen Tuberkulose 100 Jahre nach Emil von Behring“.
pm: Philipps-Universittät Marburg
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