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Glück gewählt


Willkommensfest für Marburger Neubürger

03.11.2014 (fjh)
"Schön, dass Sie da sind!" Diese Worte von Oberbürgermeister Egon Vaupel erhielten beim Empfang für die neu Eingebürgerten der Universitätsstadt Marburg am Sonntag (2. November) eine ganz besondere Bedeutung. Damit hieß das Stadtoberhaupt die Anwesenden nicht nur zu der Veranstaltung im Historischen Saal des Rathauses willkommen, sondern auch als neue deutsche Staatsbürger.
133 Menschen aus Marburg - davon 26 Kinder - sind in den vergangenen zwölf Monaten eingebürgert worden. Gut 30 von ihnen waren mit Familie und Freunden der Einladung zum Willkommensfest gefolgt.
Seit zehn Jahren lebt Andrea Pokorna mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern inzwischen in Deutschland. Veronika und Daniel - sieben und fünf Jahre alt - sind hier geboren.
Die beiden waren mit ein Grund für die Entscheidung der Familie, Bürger der Bundesrepublik werden zu wollen. Denn mit der Staatsbürgerschaft ihrer Heimat Slowakei hätten die Kinder zweimal pro Jahr dort eine Schulprüfung ablegen müssen, obwohl sie in Deutschland zur Schule gehen. Richard Pokorny, der bereits in der Slowakei Deutsch gelernt hatte und heute an der Philipps-Universität im Fachbereich Biologie arbeitet, hat den Sprach- und den Einbürgerungstest noch vor sich; seine Frau hat bereits bestanden.
Für Pavel Parshin war die Motivation für die Einbürgerung, sich richtig zugehörig zu fühlen zu dem Land, in er für immer leben möchte. Er und seine beiden Söhne Alexander und Konstantin haben deshalb die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen. Der Arzt kommt aus Moskau.
Er und seine Frau haben beide noch Familienangehörige in Russland. Es sei schon ein besonderes Gefühl gewesen, als er die Papiere in den Händen hielt, erzählte er beim Willkommensfest.
Seit 2006 begrüßt die Universitätsstadt Marburg auf diese Weise die neuen Staatsbürger in einem ganz besonderen Rahmen. Mit dabei waren in diesem Jahr auch Menschen, die ursprünglich aus der Türkei, aus Großbritannien, Syrien, Serbien, der Ukraine oder dem Iran stammen.
Luis Miguel Medina Sanchez wurde einst in der Dominikanischen Republik geboren und kam über Niederbayern nach Marburg. Die Freundin des 24-jährigen Mannes wechselte an die Phillipps-Universität. Für ihn bot sich die Möglichkeit, die Abendschule in Marburg zu besuchen, um auf das Abitur hinzuarbeiten.
"Die Stadt gefällt mir sehr, sehr gut", sagte Sanchez. Er schätze vor allem die vielfältigen Angebote, verschiedene Menschen in die Stadtgemeinschaft einzubinden.
Jede Familie erhielt beim Empfang als kleines Geschenk einen Gutschein für das Aquamar, der auch im Hallenbad Wehrda eingelöst werden kann. Dort wird zum Beispiel internationales Frauenschwimmen angeboten.
Die Erwachsenen nahmen außerdem eine Pflanze als Symbol für ein gutes und wachsendes Miteinander sowie ein Buch über Berühmtheiten aus Marburg entgegen. Marburg sei von vielen Persönlichkeiten geprägt worden; doch viele Marburger wüssten heute gar nichts mehr von ihnen, erklärte der Oberbürgermeister. Deshalb riet er den Neubürgern: "Vergessen Sie nicht, wo Sie herkommen, vergessen Sie nicht Ihre Kultur und Ihre Sprache! Bringen Sie sie auch Ihren Kindern bei! Das ist wichtig und Teil Ihrer Herkunft."
Die Entscheidung für die deutsche Staatsbürgerschaft sei ein Bekenntnis zu einem Land, das nicht das Geburtsland sei, und zu einer Stadt, die den Neubürgern Heimat geworden sei und hoffentlich auch Heimat bleiben werde, führte Vaupel aus. Heimat als Entdeckung – das könne manchmal auch ein schmerzhafter Prozess sein; und alles, was die Universitätsstadt Marburg in diesem Prozess tun könne, um zu helfen, das werde man auch tun.
Die seit Jahren etwa konstante Zahl an Einbürgerungen in Marburg bestätige, "dass das, was wir als Gemeinschaft anstreben, nämlich dass sich Menschen aus verschiedenen Ländern wohl bei uns fühlen, auch im Alltag zu spüren ist", betonte Vaupel. Davon profitierten alle Bürgerinnen und Bürger.
Mit Blick auf die beiden Musiker, die beim Willkommensfest spielten – die ukrainische Geigerin Svetlana Urintsova und der deutsche Pianist Gunther Friedrich – sagte der Oberbürgermeister: "Stellen Sie sich doch einmal vor, Svetlana Urintsova wäre nicht aus der Ukraine zu uns gekommen und wir hätten die Musik ohne ihre Geige gehört! Das wäre nur halb so schön gewesen."
Hermann Heck vertrat als stellvertretender Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung (StVV)bei der Veranstaltung den erkrankten Parlamentschef Heinrich Löwer. Ach die Vorsitzende des Ausländerbeirats Goharik Gareyan-Petrosyan begrüßte die Neubürger der Stadt.
Sie sei selbst eine Migrantin, seit 1997 in Deutschland und seit inzwischen sieben Jahren eingebürgert. "Wir sollten uns ganz stark engagieren", appellierte sie. "Sie haben die Möglichkeit, diese Gesellschaft mitzugestalten." Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Marburg bis zum Ende des Jahres etwa 200 Flüchtlinge erwartet und bis Ende des nächsten Jahres voraussichtlich noch einmal 400 hinzukommen werden, bat sie die neuen deutschen Staatsbürger, nicht einfach ruhig zu bleiben, sondern sich in der neuen Heimat zu engagieren.
pm: Stadt Marburg
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