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Christian Graf von Sponeck


Ehemaliger UN-Diplomat kritisierte US-Machtpolitik

01.11.2014 (ajf)
Über die moralische und politische Autorität der Vereinten Nationen (UN) referierte Dr. Christian Graf von Sponeck am Freitag (31. Oktober) im historischen Saal des Rathauses. Der Vortrag bildete den Abschluss der Zentrumstage des Zentrums für Konfliktforschung der Philipps-Universität. Die dreitägige Konferenz stand unter dem Titel "Autoritäten im Konflikt".
Mit dem ehemaligen UN-Diplomaten von Sponeck, der auch die Ehrendoktorwürde der Philippsö-Universität trägt, wurde ein renommierter Gast zum Abschluss eingeladen. Im diplomatischen Dienst arbeitete Sponeck in Entwicklungsprogrammen an diversen Wirkungsstätten. Darunter waren die Türkei, Pakistan und Indien. Zuletzt bekleidete von Sponeck das Amt des politischen Beigeordneten des UN-Generalsekretärs im Irak als Teil des Programms "oil for food".
Aus Protest gegen eben jenes Hilfsprogramm verließ er die UN im Jahr 2000. Seit dem ist er als Dozent unter anderem auch an der Philipps-Universität tätig. Zudem hat er 2005 unter dem Titel "Ein Anderer Krieg - Das Sanktionsregime der UNO im Irak" ein Buch über die Situation im Irak veröffentlicht.
Über die Autorität der UN nach Außen - aber insbesondere die Machtgefüge innerhalb der Organisation - sprach von Sponeck in klarem, fließenden Englisch im gut gefüllten historischen Saal. Eindrucksvoll untermauert mit persönlichen Erfahrungen überwiegend aus seiner Zeit im Irak, stellte er die Situation der UN dar.
Dabei ging der Redner zunächst auf die theoretisch bestehenden Befugnisse der UN und ihre Anforderungen an die Mitgliedsstaaten ein, um sie danach mit dem in der Praxis vorherrschenden politischen Klima zu vergleichen. Aus seinem eigenen Erfahrungsschatz schöpfend, machte er deutlich, dass die Staatengemeinschaft von einem Klima der Macht- und Machtsicherungspolitik geprägt ist. Dieses Klima steht für ihn in klarem Widerspruch zu der UN-Charta, Die die Grundlage für Frieden auf der Welt sein könnte.
Die bestimmende Rolle der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) in den Entscheidungsprozessen der UN hob von Sponeck besonders hervor. Einen "Virus" nannte er die USA, die mit einer "Arroganz der Macht" die Politik der UN maßgeblich beeinflussten.
Außerdem unternahm er einen kleinen Exkurs in interne Einflussnahme des UN Sicherheitsrats auf die UN-Sekretäre. Nach gut einer Stunde kurzweiligen - mit vielen Beispielen illustrierten - Vortrags leitete Prof. Dr. Thorsten Bonacker eine Diskussionsrunde ein.
Während der Diskussion, die von Fragen an Sponeck geprägt war, kam besonders der von von ihm hervorgehobene direkte Einfluss der USA auf die UN-Politik zur Sprache. Das er keinesfalls "Amerikafeindlich" sei, betonte Sponeck an dieser Stelle mehrfach. Das Schlusswort hatte Bonacker, der den Kongress als Erfolg wertete und auch den Vortrag noch einmal lobend hervorhob.
Jorina Fenner
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