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Blind Date


50 Jahre Tag des weißen Stockes

15.10.2014 (fjh)
Ihr Klacken und Tackern gehört zu Marburg wie das holprige Kopfsteinpflaster der Oberstadt. Es warnt die Menschen vor einer bevorstehenden Begegnung mit Blinden.
Einmal im Jahr stehen die weißen Langstöcke im Mittelpunkt. Der 15. Oktober ist der "Internationale Tag des weißen Stockes". Weltweit wird an diesem Tag über Blinde und ihre besonderen Bedürfnisse informiert.
2014 feiern die Blindenorganisationen das Jubiläum "50 Jahre Tag des weißen Stockes". 1964 hatte der damalige US-Präsident Lyndon B. Johnson diesen Aktionstag gemeinsam mit amerikanischen Blindenverbänden ausgerufen.
Seither informieren die Blinden Mitte Oktober über Mobilität mit dem Stock ebenso wie über andere Probleme nicht sehender Menschen. Im Jubiläumsjahr haben sie sich die Leitstreifen vorgenommen, mit denen Blinde den Weg durch öffentliche Gebäude, über Plätze oder zum Bahnsteig ertasten können. Unter dem Motto "Bitte Weg frei!" fordern die Blindenorganisationen, diese Leitstreifen freizuhalten zur Nutzung mit dem weißen Langstock.
Im Hauptbahnhof wird am Mittwoch (15. Oktober) von 11 bis 14 Uhr auf diese Problematik hingewiesen. Interessierte können sich dann unter der Augenbinde selbst in die Situation blinder Mitmenschen versetzen und versuchen, sich an den Leitlinien entlang mit dem Langstock von der Bahnhofshalle bis zur Bahnsteigkante voranzutasten.
In zehn Bahnhöfen bundesweit finden gleichzeitig ähnliche Aktionen statt. Marburg als "Stadt der Blinden" ist natürlich mit dabei.
Insbesondere wegen der Deutschen Blindenstudienanstalt (BliStA) liegt der Bevölkerungsanteil blinder und sehbehinderter Bürger in der mittelhessischen Universitätsstadt mindestens zehnmal so hoch wie im statistischen Durchschnitt. Vor allem junge Erwachsene mit Sehbeeinträchtigungen sind in Marburg deutlich überrepräsentiert.
Das Erkennungszeichen der Blinden ist weltweit der weiße Stock. Der an Körpergröße und Schrittlänge angepasste Stock dient sowohl zur Kennzeichnung als auch zur Erkundung der Umgebung.
Mit rhythmischen Pendelbewegungen tasten Blinde sich mit dem Langstock vorwärts durch die Stadt. Dabei trifft der Stock immer da auf dem Boden auf, wo beim nächsten Schritt der Fuß hintritt. Die Spitze des weißen Stockes ist den Blinden also immer einen Schritt voraus.
"Is dat en Minensuchjerät?" Diese vorwitzige Frage hat die ehemalige BliStA-Schülerin Sabriye Tenberken vor vielen Jahren im Rheinland zu hören bekommen. In Marburg hingegen sind die klackernden Stöcke überall in der Stadt längst zum alltäglichen Klangerlebnis geworden wie auf dem Marktplatz der scheppernde Flügelschlag des Rathausgockels.
Franz-Josef Hanke
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