06.10.2014 (tro)
Gemeinsam mit ihrer Partnerstadt Eisenach hat die
Universitätsstadt Marburg im Historischen Saal des Rathauses feierlich den Tag der Deutschen Einheit begangen. Oberbürgermeister Egon Vaupel erinnerte in seiner Ansprache an die Wiedervereinigung: "Wir feiern heute zum 24. Mal den Tag der Deutschen Einheit, unseren Nationalfeiertag, vergessen dabei nicht den 25. Jahrestag des Mauerfalls und – für Marburg und Eisenach von besonderer Bedeutung – den 26. Jahrestag unserer Städtepartnerschaft."
Vaupel freute sich, dass die gemeinsame Feierstunde inzwischen eine echte Tradition ist. Schön sei es, dass immer mehr junge Leute daran teilnehmen. Auch über Besucher mit Migrationshintergrund freue er sich, "denn die kulturelle Vielfalt wird das Fundament der Zukunft sein".
Wie Vaupel betonte, sei das Wissen junger Menschen in Ost und West über das SED-Regime und die Lebenswelt der DDR mangelhaft. Er begrüße es daher, dass immer mehr Zeitzeugen der friedlichen Revolution in Schulklassen eingeladen werden, um Schülerinnen und Schülern authentisch von ihren Erfahrungen zu berichten. Er wisse auch, dass trotz des Zusammenwachsens noch viel zu tun sei, um wirkliche Gleichheit in Ost und West herzustellen.
Die Städtepartnerschaft mit Eisenach wurde am 10. Juni 1988 ratifiziert. Sie "ist und bleibt eine historische Verbindung", hob das Stadtoberhaupt hervor.
Es sei gelungen, sie auch nach der Wiedervereinigung zu leben, nachdem es zu Beginn galt, Gräben zu überwinden, die nicht nur der Teilung der deutschen Staaten geschuldet gewesen seien. Auch wenn die jüngere Generation den Tag der Deutschen Einheit vielleicht einmal anders begehen werde, werde die Partnerschaft sicher eine Zukunft haben.
Das bestätigte Vaupels Amtskollegin Katja Wolf. Die Partnerschaft sei von Politikern geschlossen worden, aber sie werde von den Menschen gelebt.
"Wir sind als bunte Truppe gekommen", beschrieb sie die Delegation aus Eisenach. Sie seien "Ein Bus ganz voll unterschiedlicher Menschen" gewesen, die zeigten, dass die Partnerschaft in unterschiedlichsten Bereichen stattfinde.
Der Tag der Deutschen Einheit sei ein Tag für große Reden, die gleichwohl meist schnell vergessen würden, meinte die Eisenacher Oberbürgermeisterin. Bleiben würden die kleinen Dinge, Begegnungen und Erlebnisse. "Es waren die Menschen, die sich die Hände reichten und Vertrauen aufbauten."
Sie gehöre zurletzten Generation, die die Wende noch mitbekommen habe, sagte Wolf. Kindern sei heute die Eingeschränktheit durch die Grenze nur noch schwer zu vermitteln, die damals geherrscht habe. "Da waren die Bilder der Alpen an der Wand und Paris nur ein Traum."
Nach dem Mauerfall habe es dann bei Vielen Existenzängste gegeben. Einen Umbruch habe es sicher auch in Marburg gegeben, aber der sei natürlich nicht so gravierend gewesen wie in Thüringen.
Beide Stadtoberhäupter verwiesen darauf, dass bei aller Freude der Rest der Welt nicht vergessen werden dürfe. "Zur Zeit erleben wir blutige und menschenverachtende Auseinandersetzungen und Kriege um die Werte Freiheit und Einheit", sagte Vaupel. Politische, ideologische und militärische Konflikte seien auch an diesem 3. Oktober präsent.
Gerade deswegen empfinde er die öffentliche Diskussion über die große Anzahl an Flüchtlingen beschämend. "Das vereinte Deutschland ist ein großes, ein starkes Land; und wir können und wir müssen helfen."
pm: Marburg
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