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Bauen und Barrieren


Wohnungsmarkt muss wachsen

02.10.2014 (tro)
Eine Aktuelle Wohnungsmarktanalyse wurde beim Runden Tisch "Preiswerter Wohnraum" am Mittwoch (1. Oktober) vorgestellt. Die herausgearbeiteten Empfehlungen verknüpfte Oberbürgermeister Egon Vaupel mit konkreten Handlungsperspektiven. "Wir werden in Marburg über eine Quote für den sozialen Wohnungsbau im Baurecht reden, um weiteren preisgünstigen Wohnraum zu schaffen", erklärte er vor über 50 Interessierten im Stadtverordnetensitzungssaal.
Die Höhe dieser Quote müsse dabei sorgfältig abgewogen werden, damit sie auch zum gewünschten Erfolg führe. Denn liege der vorgeschriebene Anteil für Bauprojekte zu hoch, lasse die Investitionstätigkeit nach.
Dazu befinde sich die Universitätsstadt Marburg bereits im Austausch mit anderen Städten, berichtete der Oberbürgermeister. Die Wohnungsmarktstudie des Instituts für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWIS) hatte Vaupel ein Jahr zuvor auf den Weg gebracht. An der Diskussion über die Zwischenergebnisse sind die Bürger mit einem Runden Tisch beteiligt.
Der Dialog soll nun auch in Arbeitsgruppen weitergehen. Vaupel dankte allen bis zu diesem Zeitpunkt Beteiligten und freute sich über eine sachliche Diskussion.
Die Studie geht bis 2020 von einem weiterhin leichten Zuwachs der Bevölkerung aus. Für die Anzahl der Haushalte prognostiziert sie ein Plus von zwei Prozent.
Auf dieser Basis wird ein Wohnungsbedarf von rund 1.600 Wohneinheiten bis 2020 ermittelt. Beliebt sei Marburg nicht nur bei Studierenden, sondern auch bei Senioren und Familien, die Wohnraum suchten.
Janine Constant von der Kommunalberatung InWIS stellte am Mittwoch die Zahlen vor: "Weil die bisherige Bautätigkeit in Marburg bei 150 Wohnungen im Jahr lag und zur Bedarfsdeckung 260 Wohnungen jährlich gebaut werden müssen, ist ein Anstieg der jährlichen Bauleistung um rund 110 Wohnungen erforderlich."
Die Analyse zeigt nun zugleich deutliche Miet- und Kaufpreissteigerungen im Neubau und bei privaten Anbietern auf. Insbesondere in der Kernstadt sowie in Wehrda, Cappel und in der Marbach sei der Markt angespannt. Als Ursachen für diesen Zustand und den Preisanstieg der Mieten werden das Bevölkerungs- und Haushaltswachstum der vergangenen Jahre, eine nicht ausreichende Bautätigkeit bei Zunahme der Baukosten um 33 Prozent innerhalb von zehn Jahren sowie die energetischen Standards genannt.
Nach Ansicht der Experten reicht das gesamte Flächenpotenzial in der Stadt jedoch aus. Der Bedarf kann bis 2020 gedeckt werden, wenn auch alle Konversionsflächen bebaut werden können. Vaupel nannte als Beispiele das Bahnhofsareal oder  die Neue Kasseler Straße.
Einen Nachfrageüberhang und dementsprechenden Handlungsbedarf stellt die Wohnungsmarktanalyse für preisgünstige sowie für barrierearme und barrierefreie Wohnungen fest. "Von den 1.600 neuen Wohnungen sind bis 2018 rund 450 preisgünstige Wohnungen erforderlich, um die Angebotsquote für Niedrigeinkommensbezieher zu verbessern", bemerkte Referentin Constant. Die Universitätsstadt Marburg befindet sich dabei bereits in der Umsetzung.
Einne Zusage für die Förderung von 300 Sozialwohnungen liegt vor. Mit der Wohnungsgesellschaft GWH werden im Rahmen des laufenden Landesprogramms die Weichen gestellt.  "Es gibt keine andere Stadt in Hessen, in der bezogen auf den Bestand aktuell ein so hoher Prozentanteil von neuem Sozialem Wohnungsbau entsteht", benannte Vaupel einen der vorgenommenen Schritte.
Die Studie stelle nun eine gute Grundlage dar, um  weiter zu handeln, betonte er. Für die barrierefreien und -armen Wohnungen wird ein Anteil von mindestens 50 Prozent empfohlen.
Das Institut InWIS hat dafür am Mittwoch zehn Leitsätze und konkrete Handlungsempfehlungen für die Wohnungspolitik vorgestellt:
1. Steigerung und Verstetigung des (sozialen) Wohnungsneubaus
2. Sicherung des preiswerten Wohnraums im Bestand
3. Barrierearme Wohnraumbestandsanpassung forcieren
4. Schaffung barrierefreier Wohnungen als Beitrag zur Inklusion
5. Wohnalternativen für den Mittelstand schaffen (auch im Geschosswohnungsbau)
6. Fokus weiterhin auf Innenentwicklung richten
7. Bereitstellung von ausreichend Wohnbauland
8. Leerstand mobilisieren - vorhandene Wohnraumpotenziale aktivieren
9. Verstetigung des Dialogs zwischen den Akteuren
10. Verbesserung der Informationsbasis und Monitoring: Aufbau einer Wohnungsmarktbeobachtung
Eine ausführliche Textfassung legt InWIS im Spätherbst vor. Zuvor werden noch Vorschläge des Runden Tisches eingearbeitet.
Per Fragebogen hat die Universitätsstadt am Mittwochabend die Teilnehmer gefragt, welche Schwerpunkte sie sich für die weitere Beratung wünschen. So kann die Stadt auf spezielle Fragestellungen eingehen.
Der Magistrat fördert seit Anfang 2013 den stetigen Austausch der regionalen Wohnungsmarktakteure durch das Installieren eines Runden Tisches zur Thematik "Preiswerter Wohnraum". Der Runde Tisch umfasst mittlerweile rund 130 Mitglieder aus den unterschiedlichsten Bereichen.
Beteiligt sind unter anderem die ansässigen öffentlichen Wohnungsunternehmen, Wohnungsgenossenschaften, Fachdienste der Stadt, das Studentenwerk, die Gemeinwesenprojekte, Mieterverbände, alternative Wohnprojekte, Ausländer-, Senioren- und Behindertenbeirat der Stadt, der Allgemeine Studierenden-Ausschuss (AStA), die Fraktionen und weitere Einrichtungen. Verbände und Vereine wie beispielsweise das Diakonische Werk Oberhessen (DWO), die Bürgerinitiative Sozialpsychiatrie, die Soziale Hilfe Marburg oder der Verein Hephata wirken aktiv mit.
Darüber hinaus sind auch Privatpersonen am Runden Tisch vertreten. Sie wollen als Bürgerinnen und Bürger der Stadt das "Wohnen in Marburg" mit gestalten. Die Organisation des Runden Tischs liegt bei der städtischen Sozialplanerin Monique Meier.
Die Unterlagen zum Runden Tisch, der Wohnungsmarktanalyse und die Protokolle der Lenkungsgruppe sind öffentlich einsehbar unter www.marburg.de/de/120240.
Der Runde Tisch tagt wieder 2015 am Mittwoch (28. Januar) und am Mittwoch (24. Juni). Eine Lenkungsgruppe trifft sich in engeren Zeitabständen. Für eine Teilnahme in der Arbeitsgruppe ist eine Anmeldung über die Sozialplanung der Stadt erforderlich.
pm: Landkreis Marburg-bBedenkopf
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