23.09.2014 (jfu)
Ein Redner kann auch einfach mal zwei, drei, vier Buchstaben weglassen. Das zeigte Marcus Jeroch am Montag (22. September) mit seinem Programm "Literarieté" in der
Waggonhalle. Seine Kunst, während einer ganzen Ansprache auf vier Buchstaben zu verzichten, war nur der Anfang.
Mit vollem Körpereinsatz präsentierte Jeroch stehend, sitzend und gehend Texte von Friedhelm Kändler. Sie waren in erster Linie voller Wortwitz. Der Spaß am Spiel mit der Sprache war nicht nur den Texten, sondern auch dem Vortragenden deutlich anzumerken.
Dabei wurde der Wagen vom Nomen zum Verb, während das harmlose Wort "gefahren" in seiner Nominalisierung auf einmal gefährlich war. Jeroch wich durch sein sprachliches Hakenschlagen allen Erwartungen aus. Das meiste davon trug er in einem Tempo vor, in dem er seine Zuschauer nur dank seiner klaren, gut betonenden Aussprache mitnehmen konnte.
Mitnehmen ließ sich das Publikum jedenfalls gern, auch wenn er es bisweilen durch direkte Ansprache noch spürbarer in die Irre führte. Schließlich überzeugte der Darsteller in seiner Rolle als Poet, Philosoph, Redner und Schauspieler. Sie füllte er nicht nur gekonnt, sondern auch mit Gefühl aus.
Seine Reden waren mal reine Unterhaltung, mal ziemlich tiefgehend. Die Inhalte erstreckten sich von Alltagsgeschichten über Philosophie bis zu Sozialkritik, die sich nicht immer in Metaphern versteckte. Einige Verse zeigten auch schöne poetische Züge.
In den ins Programm eingestreuten Jonglageeinlagen zeigte Jeroch auch akrobatisches Können. Es war ein passendes Bild, wie er buchstäblich Worte durch die Luft warf.
Zum Schluss gab es so viel Applaus, dass Jeroch immer wieder auf die Bühne kommen musste. Er gab noch einige kurze Gedichte zum Besten, bis er die Veranstaltung sanft selbst beendete.
Johanna Fuchs
Text 9752 groß anzeigenwww.marburgnews.de