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Verliehen


Marburger Zellbiologe ausgezeichnet

09.09.2014 (tro)
Der Marburger Zellbiologe Prof. Roland Lill ist von der Philipps-Universität am Montag (8. September) mit der Luigi-Sacconi-Medaille ausgezeichnet worden. Die Übergabe fand anlässlich des Jahreskongresses der Abteilung für anorganische Chemie der Società Chimica Italiana (SCI) in Cosenza, Kalabrien statt.
Mit dieser Medaille würdigen die SCI und die Luigi-Sacconi-Stiftung seine Verdienste im Bereich der anorganischen Chemie. Der Namensgeber der Medaille, Luigi Sacconi, war ein bedeutender italienischer Pharmazeut und Chemiker.
Die Medaille wird seit 1998 verliehen. Zu den bisher Ausgezeichneten zählen unter anderem der Chemie-Nobelpreisträger des Jahres 1981 Prof. Roald Hoffmann von der Cornell University und der Präsident der Technischen Universität München Prof. Wolfgang Herrmann.
Lills Leistungen in der anorganischen Chemie seien während seiner gesamten wissenschaftlichen Laufbahn herausragend gewesen,  heißt es in einem Brief der Luigi-Sacconi-Stiftung und der Abteilung für anorganische Chemie der SCI. Von besonderer Bedeutung dürfte jedoch seine Arbeit an der Philipps-Universität im Jahr 1996 gewesen sein. Kurz nach seiner Berufung an ihr Institut für Zytobiologie eröffnete er mit der Biogenese von Eisen-Schwefel-Proteinen ein völlig neues Gebiet der Zellbiologie.
Diese Proteine besitzen sogenannte Eisen-Schwefel-Cluster als anorganische Kofaktoren. Sie sind an einer ganzen Reihe grundlegender zellulärer Prozesse beteiligt. Beispielsweise regulieren sie die Zellatmung, die Ribosomenfunktion und die DNA-Synthese und –Reparatur.
Defekte in der Eisen-Schwefel-Protein-Biogenese sind mit schweren Krankheiten verschiedenster Ausprägung verbunden. Ihre Auswirkungen reichen von neurodegenerativen Störungen wie spastischen Anfällen über hämatologische Probleme bis hin zu metabolischen Erkrankungen. Schäden dieser Art führen oft schon im frühen Kindesalter zum Tod.
Lange Zeit war völlig unklar, wie diese Proteine ihren anorganischen Eisen-Schwefel-Kofaktor erhalten. Im Jahre 1999 lieferte Lill dann den ersten Beleg dafür, dass die Mitochondrien nicht nur für die Synthese eigener, sondern auch zytosolischer und nukleärer Eisen-Schwefel-Proteine von essenzieller Bedeutung sind.
Mehr als die Hälfte der heute bekannten mitochondrialen Proteinfaktoren dieses Prozesses wurde in der Folge im Lillschen Labor entdeckt. Für diese frühen Arbeiten wurde Lill bereits 2003 mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgezeichnet.
Seitdem haben Lill und sein Team den molekularen Mechanismus der mitochondrialen Biosynthese weiter aufgeklärt. Außerdem entdeckten und charakterisierten sie die wichtige Eisen-Schwefel-Protein-Biosynthesemaschinerie im Cytosol - das sogenannte CIA-System.
Ursprünglich waren Lills Arbeiten auf die rein grundlagenwissenschaftliche Frage konzentriert, wie Eisen-Schwefel-Proteine in der Zelle hergestellt werden. Mit der Zeit entstanden jedoch überraschende Querverbindungen.
Für die Biotechnologie etwa sind die katalytischen Eigenschaften von Eisen-Schwefel-Proteinen bei der Herstellung von Feinchemikalien von Interesse. In der Medizin hat Lills Arbeit dazu beigetragen, dass die Bedeutung einzelner Komponenten des Eisen-Schwefel-Protein-Biosynthesewegs für die Entstehung verschiedenster Erkrankungen biochemisch aufgeklärt wurde.
Lills Forschungsarbeiten sind also nicht nur für Biochemie und Zellbiologie, sondern auch für Humangenetik und Medizin von Bedeutung. Wegen der chemischen Zusammenhänge der Eisen-Schwefel-Cluster-Synthese sind sie außerdem für die bioanorganische Chemie relevant. Interessant für die anorganische Chemie und Spektroskopie sind sie wegen der Frage, wie die belebte Natur schon lange bekannte anorganische Verbindungen für zahlreiche lebenswichtige Prozesse in der Zelle nutzt.
Nach dem Studium der Chemie an den Universitäten Ulm und München und Forschungsarbeiten in München und Los Angeles war Roland Lill 1996 an die Philipps-Universität berufen worden. Heute gilt er im inzwischen sehr bedeutenden Gebiet der Eisen-Schwefel-Protein-Biogenese als einer der international führenden Wissenschaftler.
pm: Philipps-Universität Marburg
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