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Akrobatischer Abend


Waggonhalle zeigte sich variabel auf ZAC

06.09.2014 (tro)
Vielseitige Beherrschung von Körper und Geist zeigten die Künstler des ZAC-Varietés am Freitag (5. September). Die Premiere des alljährlichen Sommerspektakels in der Waggonhalle überzeugte das Publikum durch Innovation und Können.
Die Abkürzung "ZAC" steht für Zauberkunst, Akrobatik und Comedy. Dieses Ragout hält für jeden etwas bereit. Genau das war auch die große Stärke des Abends.
Doch eigentlich müsste das Programm wohl ZAMC heißen. Für musikalische Unterstützung sorgte nämlich das Quartett "Jazzrobots".
Seine Darbietung ging dabei über reine Begleitmusik hinaus. Virtuos und vielschichtig hatten die vier jungen Musiker für fast jede Situation die richtige Musik parat. Akrobatik an Contrabass und Schlagzeug, dazu Zauberkunst am Piano trug ganz essenziell die Stimmung des Abends.
Die erste Nummer definierte gleich den innovativen Charakter des Programms. Vera Hummel präsentierte gekonnte Akrobatik scheinbar spielerisch leicht. Durch ihr Turngerät - eine frei hängende Mondsichel - verpasste sie den oft gesehenen Kunststücken jedoch ein interessantes, neues Gewand.
Die Jazzrobots untermalten die "Mond-Akrobatik" mit verträumten Klängen. Ihre geradezu narative Musik unterstützte hervorragend die Dramaturgie des Auftritts.
Der Lokalmatador Juno bewies im Anschluss wie üblich großes Geschick und Sinn für Situationskomik. Seine routinierten Taschenspielerzauberein erheiterten das Publikum sehr. Mit Unterstützung der Jazzrobots heizte er das Publikum für die folgende Darbietung richtig auf.
Als nächstes präsentierte Shosha Liliental ihren elegant feurigen Serpentinentanz. Dabei malte sie mit flügelartigen Seidentüchern komplexe Muster in die Luft. Auch sie bewies dabei ihr Können, allerdings nicht das gleiche Maß an Kreativität wie die anderen Künstler.
Sehr ungewöhnlich ging es mit Günter Fortmeier weiter. Er stellte erstaunlich ausdrucksstarke Handpantomime dar. Sein Handpuppentheater ohne Puppen rief große Begeisterung beim Publikum hervor.
Die "Hand"-lung seines Kurz-Sketchs war zwar eher klischeehaft, Charm und überzeugenden Witz bekam sie allerdings durch die außergewöhnliche Darstellung.
Die zweite hälfte des Abends nach der Pause eröffnete Liliental mit einer Trapeznummer. Sie zeigte sich sehr souverän und fähig, hatte aber auch hier keine großen Überraschungen zu bieten. Das Publikum hatte diese Art von Trapezkunst wohl schon zu oft gesehen. Der Applaus war zufrieden, aber nicht begeistert.
Im Anschluss erklärte der Zauberer Juno dem Publikum einen seiner Tricks. Sein "Wo-ist-das-Tuch-Quiz" war äußerst poentiert und gut inszeniert. Die Mischung aus Witz und Zauberkunst brachte das Publikum gleichermaßen zum Lachen wie zum Staunen.
Darauf folgte ein Schattenspiel von Fortmeier. Mit seinen Händen warf er beeindruckend detailiert einen ganzen Schatten-Tierpark auf die Leinwand.
Neben Standardfiguren wie dem Schwan oder einem - zugegeben realistisch putzigen - Kaninchen zeigte er auch sehr Ungewöhnliches. Ein Schatten-Gorilla bohrte auf der Wand in der Nase und ein Krokodil fraß eine Forelle, um danach ihr Gerippe wieder auszuwürgen.
Den Abend schloss Hummel dann mit einer weiteren akrobatischen Nummer. Wieder war es dabei ihr Turngerät, wodurch die Darstellung zu etwas Besonderem wurde. Aufführungen mit dem Röhnrad sieht man in Varietés nämlich selten.
Dabei leistete sie Erstaunliches auf dem beengten Platz der Bühne. Die kontemplative Musikuntermalung der Jazzrobots täuschte nicht über die Schwierigkeit und Virtuosität ihrer Kunststücke hinweg.
Durch den Abend führte der Akrobat, Jongleur und Sprachkünstler Günter Jeroch. Zwischen den einzelnen Nummern lockerte er das Programm mit seinen Kunststücken auf.
Die Wahl Jerochs zum Conférencier war in jedem Fall sehr gelungen. Er zeigte an diesem Abend die größte Kreativität und Vielseitigkeit.
So jonglierte er über Klaviervariationen von "Morgen kommt der Weihnachtsmann" mit Bällen ebenso virtuos wie mit Worten und Gedanken. Er zeigte, was passiert, wenn man im Sprachfluss einzelne Buchstaben wegfallen lässt. Oder er inszenierte mit der geschickten Jonglage von vier Holzbuchstaben einen ganzen Kriminalfall in Östereich.
Ihm zuzusehen wurde tatsächlich nie langweilig. Seine schelmisch jungenhafte, leicht klamaukige Art kam dementsprechend gut an.
Das Programm war alles in allem ein sehr solider Varieté-Abend. Ein gesundes Maß an Bekanntem und Neuem und die Verquickung verschiedenster Kunstformen unterhielten und erheiterten das Publikum. Die Ovationen am Ende konnten sich also durchaus sehen lassen.
Thade Rosenfeldt
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