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Drei an einem Tag


Drei Fragezeichen treffen Film- und Hörspielhelden

22.01.2008 (sts)
Der schier allwissende Justus Jonas, der ängstliche Peter Shaw und der Bücherwurm Bob Andrews bilden das allseits bekannte Gespann der "Drei Fragezeichen“. Doch was haben eigentlich die Hörspieldetektive mit Vincent Vega und Jules Winnfield aus dem Film "Pulp Fiction“ zu schaffen? Und seit wann können die Drei Pistolenkugeln in"„Matrix-Manier“ ausweichen?
Antworten auf diese eigentlich noch nie gestellten Fragen lieferte am Montag (21. Januar) das Vollplayback-Theater in der Stadthalle mit der Präsentation der Folge "Die Drei Fragezeichen und der Super-Papagei“.
Nun ließe sich sicher kein hart gesottener Hörspielfan mit der simplen Darstellung einer allseits bekannten Hörspielepisode der drei Helden aus Rocky Beach ins Theater locken. Das Wuppertaler Sextett des Vollplayback-Theaters hat sich daher auch einiges einfallen lassen: Zunächst überraschten sie mit einem in knappe Jeans gezwängten Peter Shaw, einem überfülligen Justus Jonas und einem weiblichen Bob Andrews. Und mitten in ihren Ermittlungen über die rätselhaften Papageien wurde das ungleiche Trio dann plötzlich noch von den Super-Gangstern aus "Pulp Fiction“ heimgesucht.
Doch damit noch nicht genug: Justus erkennt plötzlich, dass er mit Hilfe des Kassettenrekorders die Episode auch einfach stoppen kann. Ebenso kann er auch ein anderes Hörspiel einlegen und Peter singt postwendend die Titelmelodie aus "Benjamin Blümchen“.
Auch der Hörspiel-Vampirjäger John Sinclair hatte mehrere Auftritte, bei denen er sich immer vorsichtig "den linken Fuß vor, das rechte Bein nachziehend“ über die Bühne bewegte. Ergänzt um einen mit String-Tanga bekleideten Hörspielfan, der es sich in einer Ecke mit Riesen-Couchkissen und Kartoffelchips gemütlich gemacht hat und vielen audiovisuellen Einspielern entstand eine temporeiche Multimedia-Show, bei der die Zuschauer kaum noch alle Details und Anspielungen nachvollziehen konnten. Doch diese Überfrachtung war gewollt und gekonnt inszeniert.
Seit nunmehr zehn Jahren existiert das Vollplayback-Theater. Mehr als 100.000 Menschen haben die Shows bereits gesehen.
Das Erfolgsprinzip ist denkbar einfach: Die Stimmen kommen vom Band. Die Schauspieler inszenieren das Geschehen. Die Zuschauer müssen die Abläufe verbinden. Die Kunst besteht in der Bildung von überraschenden Assoziationsketten zu anderen bekannten Hörspielen, Filmen oder Liedern.
Wer die drei Detektive kennt, kennt auch "Pulp Fiction“. Und wer diesen Film kennt, ist auch umgehend in der Lage, in Justus Jonas plötzlich "Neo“ alias Thomas Anderson aus "Matrix“ zu sehen.
Das Vollplayback-Theater spricht gezielt die Hörspiel-Generation der heute 20 bis 35-Jährigen an. Das sind diejenigen, die noch immer nicht ohne TKKG, Alf, Flitze Feuerzahn, Bibi Blocksberg, Larry Brent, Funk-Füchse oder Hui-Buh einschlafen können.
Für Leute, denen all das wie die Rede von den sprichwörtlichen "böhmischen Dörfern“ vorkommt oder wie das spätpubertäre Gebaren einer nicht erwachsen werden wollenden Altersgruppe verabscheuen, denen sei vom Besuch einer Show des Vollplayback-Theaters dringend abgeraten. Die anderen rund 600 Anwesenden hatten durchweg einen vergnüglich-kurzweiligen Abend.
Stephan Sonntag
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