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Drahtlose Marionetten


Wie Handys uns zu Zombies machen

12.04.2014 (kha)
"Ich fürchte den Tag, an dem die Technologie unsere Menschlichkeit überholt. Die Welt wird dann eine Generation von Idioten haben“.
Wer hätte gedacht, dass sich Albert Einstein auch noch als Hellseher entpuppen würde? Immerhin ist seine apokalyptische Alptraumfantasie mittlerweile fast einhundert Jahre alt.
Wäre Einstein heute in einem beliebigen Restaurant zu Gast, würde er wohl zwangsläufig an der Zukunft der Menschheit zweifeln. Und das völlig zurecht.
Die Jugend von heute, der doch angeblich die Zukunft gehört, schwebt nämlich in völlig anderen Sphären.
Wir sind die, die im Schulunterricht die Antwort googlen und dann selbstsicher die Hand heben. Wir sind die, die bei einer Katstrophe erst noch schnell das Bild auf Facebook posten und DANN den Notarzt rufen. Wir sind die Generation Smartphone.
Ja, das kann und sollte Sorgen machen. Vor allem wenn man bedenkt, dass eine der Grundeigenschaften des Menschen gar nicht langsam, aber ziemlich sicher, verlorengeht. Dabei ist eine angemessene Kommunikation doch überlebenswichtig.
Ein „Hashtag“ ersetzt halt kein Gespräch. Wer schon einmal als einziges offline agierendes, handyloses Wesen mit einer Gruppe von Online-Junkies am Tisch gesessen hat, weiß wie sich das anfühlt.
Es fühlt sich an wie eine Dinner-Party mit einem Haufen opiumsüchtiger Erdmännchen. Ein halbes Dutzend Menschen sitzt da, mit dem Handy unter dem Tisch, um nicht unhöflich zu wirken, und guckt sich, aus einer leicht gebeugten Haltung heraus, lächelnd in den Schritt.
Bei Variante zwei wird das Handy auf dem Tisch platziert. Der Gegenüber wird alibimäßig fixiert. Das Tippen wird nicht eingestellt sondern zum Monolog des Anderen passend mit „mmh“s und „aha“s untermalt, immer in der Hoffnung, dass das gerade keine Frage war.
Schließlich muss man sich als Multitasking-erprobter, multimedial vernetzter, mulitkulturell gebildeter junger Mensch ja auch um die multiplen nicht anwesenden Freunde kümmern.
Auf Facebook lässt sich dann später mehrfach ein passender Eintrag mit der Bemerkung „Geiler Abend und lecker Essen mit den Besten“ sowie ein Foto der zuvor eingenommenen Speisen wiederfinden. Erdmännchen sind eben Allesfresser und Herdentiere. Egal wie doof sie dabei aus der Wäsche gucken.
Albert Einstein hat auch einmal gesagt, dass der übernächste Weltkrieg mit Stöcken und Steinen ausgetragen wird. Da können wir ihn wohl alle beruhigen.
Der nächste Krieg bei uns heißt Quizduell. Und wir schießen bei „Angry Birds“ höchstens mit Vögeln auf Schweine.
Mädchen die mit 15 ungewollt schwanger werden, haben keine Kondome gekauft, sondern stattdessen diverse Schutzhüllen für ihre I-Phones. So sterben wir wenigstens nicht aus und können die Schwangeren via Mobile-Social-Media in Echtzeit beim Mamasein begleiten. Darauf kann man doch stolz sein.
Genau wie ich auf meine Abiturjahrgangs-Prämierung als „Nervigste Smartphone-Userin 2013“.
Katharina Hahn
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