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Versunkene Schiffe


Gastdozenten tauchen auf bei Nautischer Archäologie

11.04.2014 (ms)
Vier Gastdozenten werden in den Jahren 2014 bis 2016 den Gastlehrstuhl Nautische Archäologie an der Philipps-Universität für jeweils ein Semester besetzen. Als erster von ihnen ist Prof. Dr. Boris Rankov am Montag (7. April) an der Lahn angekommen. Nomalerweise lehrt er an der University of London.
Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Römischen Geschichte, der Archäologie des Römischen Reiches und der antiken Schiffsfahrt. Außerhalb seines Fachs ist er aber auch als Ruderer bekannt. Von 1978 bis 1983 führte er das Team Oxford sechsmal in Folge zum Sieg beim bekannten Oxford-Cambridge Boat Race.
Bei seinen Lehrveranstaltungen in Marburg konzentriert sich Rankow auf Schiffshäuser und die Infrastruktur antiker Häfen im Mittelmeerraum. Sein Hauptforschungsgebiet ist die Rekonstruktion antiker Kriegsschiffe.
"Die beiden Forschungsthemen sind eng miteinander verbunden", erklärte Rankov. Die Schiffshäuser liefern wichtige Hinweise zum Beispiel über die Größe der Kriegsschiffe. Inschriften und Vasenmalereien sind weitere Quellen, aus denen Hypothesen über die Kriegsschiffe abgeleitet werden.
In den 80er Jahren war Rankov maßgeblich an der Rekonstruktion der "Olympias" beteiligt. Dabei handelt es sich um ein antikes griechisches Kriegsschiff für 170 Ruderer.
Der Gastlehrstuhl Nautische Archäologie wird bis 2016 mit einem Zuschuss von zunächst 135.000 Euro vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) unterstützt. Nach Rankow kommt im Wintersemester 2014/15 Dr. Harun Özdaş von der Dokuz-Eylül-Universität Izmir aus derTürkei nach Marburg. Özdaş ist der stellvertretende Direktor des Instituts für Meereswissenschaften und -technologie der Universität Izmir und Vizepräsident des Komitees zum Schutz des Unterwasser-Weltkulturerbes der Türkei. Er hat viele Untersuchungen zu Schiffswracks im Mittelmeer begleitet.
Dr. Jeffrey Royal von der archäologischen Forschungsorganisation Nautical Foundation (RPM)im US-Bundesstaat Texas wird im Sommersemester 2015 die Nautische Archäologie in Marburg vertreten. Royal forscht vor allem zu antiken Kriegsschiffen und zur antiken illyrischen Küste im heutigen Westen der Balkan-Halbinsel.
Im Wintersemester 2015/16 kommt schließlich der sizilianische Spezialist für Unterwasser-Archäologie Prof. Dr. Sebastiano Tusa nach Marburg. Tusa ist der oberste Unterwasser-Denkmalschützer rund um die sizilianische Küste.
Marburg ist der einzige Standort in Deutschland, an dem die Fachrichtung Nautische Archäologie in der Klassischen Archäologie gelehrt wird. Prof. Winfried Held betreut den Gastlehrstuhl.
Sein nächstes größeres Projekt wird eine Tauchkampagne im Roten Meer im Spätsommer 2014 sein. "Das Rote Meer ist archäologisch ein weißer Fleck auf der Landkarte", erläuterte Held. "Wir wollen diesen weißen Fleck füllen und anhand von Fundstellen Informationen über den Handel und die Seefahrt im Roten Meer zwischen dem 2. Jahrtausend vor Christus und dem 6. Jahrhundert nach Christus finden."
Zwar existieren einzelne Dokumente über den Handel in dieser Zeit; Held hofft aber, mit Hilfe von neuen Funden einen repräsentativeren Überblick über den Handel in der Antike zu gewinnen. Da das Holz der Schiffe in aller Regel nicht mehr vorhanden ist, konzentriert sich die Forschung auf die Ladung der Schiffe: Vor allem Amphoren oder andere Behälter erlauben Rückschlüsse auf die Herkunft und die Art der Ladung.
"Es gab in der Antike einen Fernhandel vom Mittelmeer bis zum Indischen Ozean", erklärte Held. Während Glas und Wein vom Mittelmeer Richtung Osten transportiert wurden, gelangten Gewürze und Seide auch auf dem Wasserweg in den Westen.
"Dazu hoffen wir, mehr herauszufinden", sagte der Marburger Archäologe.Die Tauchkampagne wird von der Saudi Commission for Tourism and Antiquties (SCTA) finanziell unterstützt. Im Gegenzug erhalten saudi-arabische Archäologen eine Ausbildung in Unterwasser-Archäologie.
pm: Philipps-Universität Marburg
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