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Offene Therapie


Tageskliniken besser bei Magersucht

08.04.2014 (kha)
Das Ergebnis einer Studie zum Thema Magersucht ist in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "The Lancet" erschienen. Eine Forschergruppe mit Marburger Beteiligung hat herausgefunden, dass sich Magersucht in einer Tagesklinik ebenso gut behandeln lässt wie durch einen Klinikaufenthalt. Eine tagesklinische Therapie bringt außerdem weniger psychische Probleme für die Patientinnen mit sich als eine stationäre Aufnahme.
"Anorexia nervosa ‑ Magersucht ‑ ist die psychische Erkrankung mit der höchsten Mortalität und bei Mädchen die dritthäufigste chronische Erkrankung des Jugendalters“, erklärte die Mitverfasserin Dr. Astrid Dempfle.
Jedes einhundertste bis zweihundertste Mädchen sei von dem Leiden betroffen. 40 Prozent aller Neuerkrankungen finden in der Jugend statt. Vor allem ist das Pubertätsmagersucht. "Es gibt wenig effektive Therapiemethoden“, ergänzte Koautorin Dr. Nina Timmesfeld. Die Chronifizierungsrate sei sehr hoch.
Die stationäre Behandlung in einer Klinik gilt bislang als die medizinische Maßnahme der Wahl. Jugendliche empfinden jedoch den Klinikaufenthalt als belastend. Die Patientinnen verlieren ihr soziales Umfeld, und es fällt ihnen oft schwer, das in der Therapie Erreichte auf Zuhause zu übertragen.
Eine tagesklinische Behandlung kann daher eine Alternative sein. Das zeigt die Untersuchung, die unter Federführung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen entstand (RWTH). Aus Marburg war neben dem Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie auch das Koordinierungszentrum für klinische Studien der Philipps-Universität beteiligt.
Die Wissenschaftler verglichen die tagesklinische mit der stationären Behandlung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Studie mit 725.000 Euro gefördert.
Zwölf Monate nach Therapiebeginn überprüften die Forscher sie die Heilungsergebnisse. Patientinnen der Tageskliniken zeigten keine geringere Gewichtszunahme als Magersüchtige, die stationär behandelt wurden.
Komplikationen traten dabei gleich häufig auf, waren insgesamt aber sehr selten. Sie erwiesen sich außerdem als gut beherrschbar.
Die tagesklinische Behandlung war mit einer Kostenersparnis von 20 Prozent verbunden.
Nach einem Jahr hatten die Patientinnen der Tageskliniken weniger psychische Probleme und eine bessere psychosexuelle Entwicklung als ihre stationär behandelten Leidensgenossinnen. Die beteiligten Forscher hoffen nun, dass das Gesundheitssystem in Deutschland die tagesklinische Behandlung als übliches Behandlungsangebot etabliert.
pm: Philipps-Universität Marburg
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