03.04.2014 (kha)
Die "Herren der Lüfte" präsentieren sich reichlich abgehoben. Mit ihren Blechvögeln wollen sie nichtmehr abheben.
Seit Mittwoch (2. April) streiken 5.400 Piloten der Deutschen Lufthansa. Bis Freitag (4. April) werden sie die Arbeit nieder- und so die Flughäfen München und Frankfurt weitgehend lahmlegen.
425.000 Passagiere bleiben am Boden und gehen trotzdem in die Luft. Über den Streik ärgern sie sich völlig zurecht.
Die Streikenden fordern die Verlängerung einer großzügigen Vorruhestandsregelung und eine Lohnerhöhung um 10 Prozent. Gerade die Geldforderung klingt in den Ohren der meisten Normalverdiener völlig absurd. Schließlich gehören Piloten mit bis zu 250.000 Euro Jahresgehalt zu den absoluten Topverdienern.
Wer kriegt denn selbst bei einer Viertelmillion Euro den Hals noch nicht voll? Offenbar scheinen die Piloten nur bei den Gehaltsforderungen nicht am Boden bleiben zu wollen.
Die Deutsche Bahn AG (DB AG) freut sich natürlich über den enormen Kundenzuwachs, den ihr die Arbeitsverweigerung der fliegenden Kollegen beschert. Unverständnis hingegen regt sich nicht nur bei den betroffenen Passagieren, sondern kommt zunehmend auch aus den eigenen Reihen.
Der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende Christoph Franz fürchtet nicht zu Unrecht um den guten Ruf der Fluggesellschaft. Warum kann eine kleine - gut verdienende - Berufsgruppe, die mit durchschnittlich 88 Flugstunden pro Monat ein vergleichsweise moderates Arbeitspensum erfüllt und leider auch um ihre Unverzichtbarkeit weiß, derart viele Menschen bewusst schädigen? Selbst ihre eigenen Arbeitsplätze bringen die Piloten mit dem 3-Tage-Streik in Gefahr.
Die Dreistigkeit der übergeschnappten Überflieger werden durch die Streiks der Marburger Busfahrer deutlich erkennbar. Die Chauffeure der Stadtbusse streikten zuletzt von Mittwoch (19. März) bis Freitag (21. März).
In beiden Fällen handelt es sich also um drei Tage, an denen Menschen einfach sitzen gelassen wurden, die auf diese Möglichkeit der Fortbewegung angewiesen sind. Dennoch ist der Streik der Busfahrer eher nachvollziehbar.
Zum einen liegt ihr Verdienst astronomisch weit entfernt von dem der Flugzeugführer. Mit durchschnittlich 1.945 Euro Brutto ist ihr Monatsverdienst im Vergleich geradezu lächerlich.
Zum anderen erfüllen sie ein Arbeitspensum von 200 bis 220 Stunden. Auch dabei kann es oftmals gefährlich werden. Man denke nur einmal an alkoholisierte Randalierer in Nachtbussen!
Im Vergleich dazu kommen Flugzeugentführungen auch dank pingeligster Sicherheitskontrollen glücklicherweise doch eher selten vor. Außerdem ist es Marburgern während eines Busstreiks wenigstens möglich, auf alternative Fortbewegungsmöglichkeiten umzusteigen. Entweder man nutzt Taxen, Sparcars oder geht eben zu Fuß.
Aber nach Seattle oder Shanghai kommt man eben auch mit der Deutschen Bahn nicht so ohne weiteres. Doch ohne weiteres kann eine kleine Minderheit offenbar die Mehrheit ihrer Kollegen am Boden und an Bord sowie ihre zahlende Kundschaft verprellen. Da möchte mancher vielleicht den Piloten lieber als Fluchkapitän beschimpfen.
Katharina Hahn
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