30.03.2014 (kha)
"Mama, was macht der Mann da?" Diese Frage eines kleinen Mädchens aus der ersten Reihe hätten wohl auch die meisten Erwachsenen im Raum nicht so leicht beantworten können. Das Gleiche galt auch für die berechtigte Frage nach dem "Warum?"
Die Inszenierung "Arbeit oder: Das Lob des Vergänglichen" stammt von Roman Müller, der bei der Eröffnung des KuSS-Festivals am Sonntag (30. März) auf der Bühne des
Hessischen Landestheaters Marburg auch selbst als Hauptdarsteller fungierte. Außerdem ist er Teil der Schweizer Theatergruppe "Tr'espace".
Die Aufführung gehört definitiv in die Sparte des Objekttheaters. Die Bühne war vollgestellt mit allerlei "Gerümpel". Dazu gehörten Objekte wie eine fast antik wirkende Nähmaschine, ein Flügel, verschiedene Metallteile und einige verrückte Apperaturen, die im Verlauf des Stücks noch häufiger Verwendung fanden.
Hauptsächlich traten sie immer dann in Aktion, wenn Müller seiner liebsten Bühnenbeschäftigung nachging: Er jonglierte mit einem Diabolo. Dieses Spielgerät besteht aus zwei miteinander verbundenen Halbkugeln, die man mit Hilfe eines dünnen - an zwei Handstöcken befestigten - Seils durch die Luft wirbelt.
Manche der Maschinen um ihn herum - etwa ein altes umgebautes Fahrrad - dienten dann dazu, ihm weitere Diabolos zuzuwerfen. Andere rollten ihm einzelne Halbkugeln zu, die er immer wieder in einer Reihe hintereinander anordnete, während er leise vor sich hinzählte.
Dazu rieselten immer wieder Unmengen von Sand von der Decke. Dann wieder wurden die Halbkugeln mit Sand gefüllt und über den Boden gerollt, sodass die Bühne gegen Ende aussah wie ein ziemlich unaufgeräumter Beachclub.
Die Inszenierung setzte sich im Wesentlichen aus den immer gleichen Bausteinen zusammem. Müller bewegte sich, -zumeist mit seinem Plastikspielzeug - zugegeben virtuos und ausgesprochen artistisch, fast als vollführe er eine Art fernöstliche Kampfsportart in Super-Zeitlupe. Seine verschiedenen Darbietungen wurden zur atmosphärischen Verdichtung zusätzlich mal von Sand und mal von der Musik eines Flügels oder von beidem zugleich begleitet. An manchen Stellen wäre, so sehr die körperliche Leistung auch beeindruckte, aber schlichtweg eine Vorspultaste wünschenswert gewesen.
Man wurde zunehmend das Gefühl nicht los, dass sich dieses Theaterstück im völlig falschen Kontext befand. Schließlich soll es eigentlich Kinder ab neun Jahre unterhalten und bildete den Auftakt zur 19. Hessischen Kinder- und Jugendtheaterwoche.
Viel war davon nicht zu spüren. Zum einen zeigte sich die Aufführung nicht besonders kindgerecht; dazu war sie an vielen Stellen einfach zu langatmig und zu sehr um künstlerischen Wert bemüht. Zum anderen waren erstaunlich wenig Kinder im Publikum anwesend.
Der Künstler, der das ganze entworfen und dargestellt hat, könnte zweifellos bei dem RTL- Format "Das Supertalent" bestehen. Um kleine Zuschauer zu begeistern, fehlten dem Ganzen aber Witz und Handlung. So verabschiedete sich zum Schluss auch die kritische Kleine aus der ersten Reihe mit den Worten: "Mama, können wir dann jetzt bitte gehen?"
Katharina Hahn
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