19.02.2014 (fjh)
"13 Thesen" zur Parkplatzsituation in Marburg hat Oberbürgermeister Egon Vauppel vorgelegt und vom Magistrat absegnen lassen. Sie sollen als Grundlage für die Entwicklung des Parkraumangebots in der Innenstadt dienen. Sie sehen dieSchaffung von mindestens 1.500 neuen Parkplätzen vor.
Allein bei der alten Universitätsbibliothek sollen
zwei Drittel davon entstehen. Weiter aufgezählt werden die Aufstockung des Bahnhofsparkhauses, ein Parkdeck am Afföller, eins am Barfüßertor, eine Erweiterung des Parkhauses am Pilgrimstein und eine Tiefgarage am Hörsaalgebäude.
"Der Magistrat hat offenbar vor der Parkplatzkampagne von CDU und BfM kapituliert", erklärte der Linken-Fraktionsvorsitzende Henning Köster. "Mehr Parkplätze führen zu mehr Verkehr in der Innenstadt und machen diese unattraktiver."
Köster verwies auf die Gesundheitsschäden durch Verkehrslärm und Feinstaub. Letzterer sei nicht nur Ursache für eine erhöhte Sterblichkeit in Europa, sondern auch für erhöhtes Lungenkrebs- und Herzinfarkt-Risiko, wie mehrere Studien nachgewiesen hätten.
Köster bezweifelt, dass es einen zusätzlichen Parkplatzbedarf gibt: "Keines der Parkhäuser in der Innenstadt ist ausgelastet. Was macht es für einen Sinn, das Parkhaus am Bahnhof aufzustocken, wo das nah gelegene DVAG-Parkhaus großteils leer steht?"
Nachvollziehen könne er, dass die
Philipps-Universität gesetzlich verpflichtet sei, für weggefallene Parkplätze am Campus Firmanei Ersatz zu schaffen: "Aber wieso werden 140 Parkplätze durch 1.000 neue an der alten UB ersetzt? Kann man im Rathaus nicht mehr rechnen?"
Köster fragt auch, Wieso auch die Parkplätze am Brauereigelände ersetzt werden. Ende 2009 waren sie ausdrücklich nur zur Zwischennutzung geschaffen worden, um das Gelände nach dem Abbruch der Brauerei nicht brachliegen zu lassen.
Linken-Stadtrat Nico Biver geht von einem gefühlten Parkplatzmangel aus. Die Zahl der öffentlichen Parkplätze in der Innenstadt habe laut Angaben der Stadt von 2000 bis 2008 um 207 auf 6.199 zugenommen. Seitdem sei die Parkierungsanlage am Brauereigelände mit ursprünglich 150 Plätzen hinzugekommen und weitere 80 Plätze durch Neuaufteilung der Anlage am Afföller.
"Es ist nicht nur skandalös, dass der Magistrat sich klammheimlich vom 1997 beschlossenen Leitbild zukunftsfähiger Verkehr der Stadt verabschiedet, das eine Zurückdrängung des PKW-Verkehrs in der Stadt vorsieht", erklärte Biver. Der ehrenamtliche Stadtrat bemängelte auch, "dass die Kosten der neuen Parkhäuser der Allgemeinheit aufgebürdet werden".
Die
Stadtwerke Marburg (SWM) seien für den Bau und die Unterhaltung der meisten betroffenen Parkhäuser zuständig. Nach bisherigen Planungen würden die neuen Parkdecks an der alten Universitätsbibliothek 12 Millionen Euro und am Bahnhof 6 bis 7,8 Millionen Euro kosten.
"Für den Ausbau des Bus- oder des Radverkehrsnetzes fehlt hingegen das Geld und die Phantasie", bemängelte Biver. Seit 15 Jahren stagniere das Busangebot der SWM bei vertraglich festgeschriebenen 3,2 Millionen Kilometern pro Jahr. Ohne die Studierenden mit Semesterticket sei die Nutzung sogar rückläufig.
"Warum gelingt es nicht, Schnellbuslinien einzurichten?", fragte Biver. "Warum kann man die Behring-Firmen nicht dazu bewegen, ihren Beschäftigten ein Jobticket zu spendieren? Warum denkt man nicht mal über einen Bus-Nulltarif wenigstens für bestimmte Strecken oder Nutzergruppen nach?"
Nach Angaben von Köster wird sich die Marburger Linke mit betroffenen Bürgern gegen die Parkplatzpläne einsetzen. Außerdem will sie für Investitionen in umweltfreundliche Verkehrsmittel werben, "damit die Innenstadt für die Menschen, die dort leben – und auch die Kunden und Touristen – lebens- und liebenswert bleibt".
pm: Marburger Linke in der StVV
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