18.02.2014 (ang)
Mit 2,9 Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein neues Forschungsnetz zum Autismus. Das Netzwerk wird von Marburg aus koordiniert.
Die
Philipps-Universität arbeitet dabei mit Einrichtungen aus ganz Deutschland zusammen. Der Verbund ist Teil des neu gegründeten Großprojekts "Forschungsnetz Psychische Erkrankungen".
Eine Autismus-Spektrum-Störung - auf englisch "autism spectrum disorder" (ASD) - ist eine schwere dauerhafte Erkrankung. Das ASD-Netz verfolgt das Ziel, ein Behandlungs- und Forschungsnetzwerk zu schaffen.
"Das multidisziplinäre Konsortium vereint hervorragendes Know how zur ASD mit modernsten genetischen und neurobiologischen Forschungsmethoden", betonte die Psychologin Dr. Inge Kamp-Becker von der Philipps-Universität. Es könne auf eine außerordentlich hohe Zahl bereits diagnostizierter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener zurückgreifen.
Das ASD-Netz gliedert sich in drei Aufgabenbereiche, die sich auf Diagnostik, Therapie und Gesundheitsökonomie konzentrieren. "Im Rahmen des Schwerpunkts Diagnostik planen wir, das erste Internet-basierte Trainingsinstrument in Deutschland für den frühen Nachweis von ASD zu entwickeln", erläuterte Kamp-Becker, bei der die Gesamtleitung des Verbunds liegt.
Im Schwerpunkt Therapie wollen die Wissenschaftler aufklären, wie ein spezielles Training sozialer Fertigkeiten und das Hormon Oxytocin zusammenwirken und welche neuronalen und genetischen Mechanismen daran beteiligt sind. "Wir werden erstmals die langfristigen Auswirkungen untersuchen, die das Training sozialer Fertigkeiten in Kombination mit Oxytocin mit sich bringt", erklärte die Projektkoordinatorin.
Darüber hinaus wollen sich die Forscherinnen und Forscher auch der Frage widmen, welche akuten Wirkungen Oxytocin hervorbringt.Auf diese Weise sollen biologisch plausible Modellvorstellungen der ASD-Symptomatik entwickelt werden. Dieser Ansatz soll in erfolgreiche Behandlungsansätze münden.
In einem dritten gesundheitsökonomischen Schwerpunkt geht es darum, die Kosten von ASD zu bewerten. Dabei wollen die Forscher auch feststellen, welche Kosteneinsparungen in Deutschland umsetzbar sind. Um neue Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in die tägliche Behandlungspraxis umzusetzen, müssen sie die Kosten für medizinische Leistungen ebenso identifizieren wie mögliche Einsparungen mit Hilfe von individualisierter Behandlung und verbesserter Diagnose.
Neben der Philipps-Universität sind die Charité -Universitätsmedizin Berlin, die Universität Bremen, die Technische Universität Dresden, das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim sowie das Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig an dem Verbund beteiligt. "Das ASD-Netz ermöglicht eine enge Zusammenarbeit von Klinikern und Forschern, was sowohl das individuelle Leiden und die soziale Benachteiligung der Patienten vermindert als auch die Kosten für das deutsche Gesundheitssystem", zeigte sich Kamp-Becker überzeugt.
pm: Philipps-Universität Marburg
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