03.02.2014 (fjh)
Auf Initiative der Fraktion "Marburger Linke" hat die Stadtverordnetenversammlung (StVV) mehrheitlich einen gemeinsamen Antrag von Linken, SPD und Bündnis90/Die Grünen beschlossen. Er kritisiert, dass "an einem Institut der
Philipps-Universität mit Mitteln der US-Luftwaffe Forschung betrieben wurde, die zu militärischen Zwecken verwendet werden kann". Des Weiteren heißt es in dem Antrag, dass Anstrengungen der Philipps-Universität unterstützt werden, "einen Kodex zu entwickeln, damit zukünftig Forschung und Drittmittelakquise transparent und unter ethischen Maßstäben praktiziert werden und Frieden und Abrüstung verpflichtet sind".
Dieser Beschluss sei ein "starkes Signal für Frieden und Abrüstung", kommentierte Linken-Stadtverordneter Jan Schalauske die Erklärung. Vor dem Hintergrund, dass in Afghanistan und Pakistan in den letzten Jahren tausende Menschen - darunter hunderte Zivilisten - durch US-Drohnenangriffe getötet worden seien, sei es unerträglich, dass in Marburg Forschung mit dem Zweck betrieben wurde, diese tödliche Waffentechnologie zu verbessern. Nicht ohne Grund fordere die internationale Friedensbewegung die Ächtung dieser "Killerwaffen".
Erfreut zeigte sich Schalauske darüber, dass die Stadtverordnetenversammlung mehrheitlich in einem gemeinsamen Antrag von Linken, SPD und Bündnis90/ Die Grünen dazu bereit war, sich in die Debatte um Rüstungsforschung an der Universität einzuschalten und somit gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Der Beschluss unterstütze nicht nur die aktuellen Bemühungen des Senats der Philipps-Universität, nach Mitteln und Wegen zu suchen, um künftig Rüstungsforschung zu verhindern, sondern stärke als Stimme der städtischen Öffentlichkeit auch grundsätzlich kritischen Wissenschaftler, Gewerkschafter und Studierenden in ihrem Engagement für "eine Hochschule für den Frieden" den Rücken.
Die Initiative "Hochschulen für den Frieden – Ja zur Zivilklausel" listet derzeit immerhin 14 Hochschulen in Deutschland auf, die mit Hilfe sogenannter Zivilklauseln der Rüstungsforschung eine Absage erteilt und sich dazu verpflichtet haben, Lehre und Forschung zu zivilen Zwecken zu betreiben. "Es wäre sehr zu begrüßen, wenn die Philipps-Universität Marburg sich ihnen als Nummer 15 anschließen würde", erklärte Schalauske abschließend. Der Unterstützung durch die Stadtverordnetenversammlung könne sich die Universität jedenfalls sicher sein.
Nach Recherchen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) und der Süddeutschen Zeitung (SZ) haben deutsche Hochschulen seit dem Jahr 2000 mehr als neun Millionen US-Dollar aus dem amerikanischen Verteidigungsetat erhalten. Auch an der Philipps-Universität ist im Auftrag des US-Militärs geforscht worden.
Eine Arbeitsgruppe am Fachbereich Biologie untersuchte - gefördert mit 143.000 US-Dollar - die nächtliche Orientierung von Wanderheuschrecken. Das US-Militär erhoffte sich davon neue Erkenntnisse, wie die Steuerung von unbemannten Luftfahrzeugen - sogenannten Drohnen - und der Einsatz von "präzisionsgelenkter Munition" verbessert werden kann. Der Universitätssenat setzte daraufhin eine Kommission ein, die Vorschläge für eine intentionsgeleitete Zivilklausel erarbeiten soll.
pm: Marburger Linke in der StVV
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