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Virtuoses Varieté


Künstler verzauberten die Waggonhalle

01.02.2014 (ang)
"Eine atemberaubende und abwechslungsreiche Show" verspricht das ZAC-Wintervarieté auf der Homepage der Waggonhalle. Etwa 200 Besucher waren am Freitag (31. Januar) zur Premiere gekommen, um dem nachzuspüren.
Begrüßt wurde das Publikum von Conférencier Ulli Lohr. Der 48-jährige Wahlberliner ist in Marburg kein Unbekannter. Schon 2004 hat er das ZAC-Varieté moderiert.
"Wäre das eine Weinprobe, wäre ich das kleine Stückchen Weißbrot für zwischendurch", erklärte Lohr augenzwinkernd seine Funktion. Der erste Wein war dann auch alles andere als trocken.
Der Akrobat TJ-Wheels balancierte und jonglierte auf frei beweglichen Rollen und Brettern. Den Atem anhalten musste das Publikum, als der muskelbepackte Artist sechs Treppenstufen auf einer Rolle auf und abbaute. Hörbar atmete das Publikum aus.
Auch Zauberer Juno ist ein Urgestein der Marburger Varieté-Kunst. Munter Plaudernd führte der Magier seine Illusionen und dabei in charmanter Weise auch Teile des Publikums vor.
Auf die Bühne holte er auch die 26-jährige Amina. Als die von ihr ausgewählte Karte auf einem zuvor leeren Stofftuch erschien, zeigte sich die Marburger Studentin begeistert. "So etwas habe ich noch nie gesehen. Das wird sicher nicht mein letzter Varieté-besuch gewesen sein", sagte sie hinterher.
Angekündigt wurde mit dem Jongleur Andy Gebhardt der nächste Künstler. Eine Kunst aus dem Alten China führe er mit der "Devil-Sticks-Jonglage" vor. "Und dies beherrscht er auch noch teuflisch gut", sagte der sprachwitzige Moderator Lohr. Behände und meistens unangestrengt wirbele Gebhardt die im Bühnenlicht irisierenden Stäbe und zeichnete geradezu Bilder in die Luft.
Mit Witz und Charme moderierte Lohr die einzelnen Künstler an. So verschwammen die einzelnen Teile des Programms und setzten sich mosaikhaft ineinander.
Französische Namen deutsch aussprechend, brachte Lohr das Publikum zum Lachen. So wurde aus dem Klassiker "La vie en rose" dann "Das Leben eines Pferdes".
Auch er habe ein französisches Chanson geschrieben, sagte Lohr. Nach einer kurzen Pause bemerkte er lakonisch: "Ich kann kein Französisch. Kein Problem. Ich habe es auf deutsch geschrieben."
Virtuos präsentierte sich auch die nächste Künstlerin. Mit der Kunst der Kontorsion begeisterte Nicole die Zuschauer aller Ränge. Auf dem Piano vollführte die Schlangenfrau eine akrobatische wie sinnliche Aufführung ihres Könnens.
Nach einer 20-minütigen Pause folgte die zweite Programmhälfte. Mit Ausnahme der Kontorsionistin waren noch einmal alle Künstler auf der Bühne zu sehen. Dabei schafften es alle, ihre ersten Darbietungen an Virtuosität und Originalität noch zu übertreffen.
Den Höhepunkt des zweiten Teils aber bildete der Artist Serge Huercio aus Avignon. Der drahtige Franzose vollführte auf der kleinen Bühne die aberwitzigsten Turnübungen, während er mit dem Fahrrad seine Kreise zog. Dabei offenbarte sich der fünfmalige französische Meister im Kunstradfahren als ebenso ausgezeichneter Mime.
Musikalisch akzentuiert wurde das Programm von den "Jazzrobots". Die vierköpfige Band – bestehend aus Bass, Schlagzeug, Saxofon und Piano – interagierte immer wieder mit Moderator Lohr oder den Künstlern. Damit untermalte sie nicht bloß die einzelnen Darbietungen, sondern war stets Bestandteil des Varietés.
Langen und ehrlich begeisterten Beifall gab es, als Lohrs letztes Lied verklungen war. Mit seiner charmanten und selbstironischen Art hatte er den wohl größten Anteil am überaus gelungenen Abend. So sehr sprühte Lohr vor Begeisterung für das Dargebotene, dass es das Publikum zwangsweise begeisterte.
"Wäre das eine Weinprobe, wäre ich das kleine Stückchen Weißbrot für zwischendurch", hatte Lohr am Anfang gesagt. Er wäre in diesem Bild gesprochen – Auge, Nase, Zunge, Abgang - eher die Auslese, der Spitzenwein.
Alexander Grebe
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