27.01.2014 (ang)
Erschüttert hat die Banken- und Finanzkrise das europäische Staatengefüge. Mit Griechenland, Italien oder Spanien sind Länder unterschiedlichster Kultur und Tradition betroffen. "Haus Europa – Was hält uns zusammen?" fragt daher das Marburger Ökumenegespräch am Samstag (8. Februar) ab 9.30 Uhr.
Zum 14. Mal laden die Universitätsstadt Marburg, die Philipps-Universität und die evangelischen, katholischen und freikirchlichen Gemeinden ein in die Aula der Alten Universität. Dabei sei es "etwas sehr wertvolles und originelles, dass die Stadt Marburg uns dazu drei Vertreter einlädt in der Tradition des Marburger Religionsgesprächs", sagte Probst Helmut Wöllenstein am Montag (27. Januar).
Wo einst zwischen lutherischen und reformatorischen Zweig der Reformation vermittelt wurde, soll das Ökumenegespräch heute der religionsgeschichtlichen Hintergründe gedenken. Es diene "der Erinnerung an das kulturelle, religiöse Erbe Europas", sagte Dr. Joachim Negel von der Uni Marburg, "um die Banken- und Wirtschaftskrise verständlich zu machen."
Daraus begründe sich auch die Auswahl der Referenten. Mit Prof. Dr. Marios Begzos von der Theologischen Fakultät Athen und Prof. Dr. Elmar Salmann aus Rom sprechen zwei der Hauptredner aus betroffenen Ländern. Hervor sticht auch ihre unterschiedliche konfessionelle Prägung aus dem orthodoxen Griechenland und dem katholischen Italien.
Damit stellt das Gespräch die Frage nach den alten Konflikten zwischen "protestantischem" Norden und "katholischem" Süden. Zusammenfallen soll so der Blick auf die historische und aktuelle religiöse Tiefenstruktur Europas.
Die Aktualität des Themas betonte Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach damit zu Recht, auch wenn die Hintergründe tief in die europäische Geschichte reichen. Denn im Haus Europa haben schon immer Menschen aller Konfessionen und Religionen gelebt, gab Wöllenstein zu bedenken. Interessant sei die in Vorträge und Gesprächsgruppen unterteilte Veranstaltung deshalb für die multireligiöse Stadt Marburg, deren 144 Nationen Pressesprecher Ralf Laumer erwähnte.
Seit 1987 veranstalten Stadt und Kirchengemeinden das Marburger Ökumenegespräch. "Es ist immer Dynamik drin; es ist kein einheitlicher Prozess“, sagte Michael Meier von den Freikirchen in Marburg. Angesichts der Europawahlen 2014 aber scheint es nie aktueller und politischer gewesen zu sein.
Passend schließt sich hier der dritte Hauptreferent an. Mit Dr. Udo Bullmann wurde der SPD-Europa-Abgeordnete für Hessen gewonnen. "Ich erwarte bei ihm den Blick aus Sicht eines Europapolitikers", meinte Wöllenstein.
Nach der von Negel moderierten Aussprache schließt ein ökumenischer Gottesdienst um 16.15 Uhr den Tag ab, der religionsgeschichtliche Tradition und –politische Aktualität thematisieren soll. "Man muss solche Dinge im Hinterkopf behalten", erklärte Wöllenstein, "um zu sehen, ob man das Haus Europa in die Zukunft führen kann."
Alexander Grebe
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