19.12.2013 (fjh)
Sieben Oberstufenkurse mit insgesamt 125 Schülern aus Marburg und dem Umland haben in den letzten Wochen jeweils einen Tag lang ihren Biologieunterricht in das Schülerlabor des Botanischen Gartens der
Philipps-Universität verlegt. Dort ist das Kursangebot um das Modul "Molekularbiologie und Genetik" erweitert worden. Auch in den ersten Wochen des Jahres 2014 ist das Schülerlabor gut ausgebucht.
"Die Schulen schätzen das Angebot, den naturwissenschaftlichen Unterricht durch moderne Inhalte in einer authentischen Umgebung zu ergänzen“, berichtete Gymnasiallehrer Malte Klimczak vom Landschulheim Steinmühle. Er hat den neuen Genetik-Kurs in Kooperation mit dem Verein "Science-bridge" aus Kassel konzipiert und führt ihn nun durch.
Die Schüler erstellen in dem neuen Kurs selbständig ihren eigenen genetischen Fingerabdruck. Dafür entnehmen sie Zellen der Mundschleimhaut und untersuchen ihre DNA mit Hilfe molekularbiologischer Arbeitsmethoden.
Mit der Polymerase-Kettenreaktion lässt sich Erbgut im Reagenzglas vervielfältigen. Die Gelelektrophorese kann DNA-Fragmente entsprechend ihrer Größe auftrennen und sichtbar machen.
Die Teilnehmer zeigen sich durchweg begeistert, dass sie Versuche selbst durchführen können und einen praxisorientierten Zugang zum Fach bekommen. "Das sieht ja toll aus", bemerkte eine Schülerin, die im Verlauf des Kurses ihre eigene DNA auf einem UV-Schirm als leuchtend weiße Bande sah.
"Ziel des Kurses ist, das Interesse der Schülerinnen und Schüler an naturwissenschaftlichen Fragestellungen und Methoden zu wecken und sie für die Naturwissenschaften zu begeistern", erläuterte Klimczak. "Der Kurs knüpft dabei an aktuelle didaktische Leitgedanken wie zum Beispiel die Kompetenzorientierung an."
Die schnelle Weiterentwicklung der Biologie in den letzten Jahrzehnten habe dazu geführt, dass sich bereits Oberstufenschüler mit den Arbeitsweisen von Wissenschaftlern auseinandersetzen, berichtete der Biologielehrer. Schulen ist es jedoch oft nicht möglich, praktische Erfahrungen und aufwendige Experimente im Bereich der Molekularbiologie anzubieten.
"So haben sich die Anfragen gehäuft, weitere Kurse im Schülerlabor anzubieten", berichtete Klimczak. "Vor allem gegen Ende des Schulhalbjahres zwischen November und Februar, wenn in den Biologiekursen der Oberstufe die Genetik-Einheit zu Ende geht und Vorwissen vorhanden ist, rechnen wir mit einer hohen Nachfrage."
Seine Stelle als abgeordneter Lehrer im Schülerlabor wurde im Rahmen des Projekts "Für ein richtig gutes Studium" der Philipps-Universität geschaffen. Sie wird aus Mitteln des "Qualitätspakts Lehre" finanziert, den überwiegend das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (BMBF) trägt.
Neben dem Schülerlabor bringen Klimczak und Christian Deurer - ebenfalls abgeordneter Lehrer am Botanischen Garten und für die Kurse zum Thema Photosynthese zuständig - die Ausbildung von Lehramtsstudierenden voran. So ist es möglich, Examensarbeiten zu didaktischen Themen bei den beiden Lehrkräften anzufertigen. Außerdem bieten sie Seminare zum Thema außerschulisches Lernen an und ermöglichen die Mitarbeit im Schülerlabor.
"Auf diese Weise können Studierende erste Erfahrungen im Umgang mit Schulklassen erlangen und ihre Kenntnisse und Fertigkeiten beim Experimentieren für den späteren Schulalltag ausbauen", erklärte Klimczak. Für die Durchführung der molekularbiologischen Experimente im Schülerlabor war auch die Anschaffung neuer Geräte notwendig.
Darunter befinden sich spezielle Mikropipetten zum Abmessen von sehr kleinen Mengen, eine Zentrifuge, Heizblöcke und andere Laborgeräte. Ermöglicht wurde ihre Anschaffung durch Spenden.
pm: Philipps-Universität Marburg
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