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IHK-Regionalausschuss kritisierte Stellplatzsatzung

18.12.2013 (fjh)
Der Entwurf einer neuen Stellplatzsatzung für Marburg erhitzt inzwischen die Gemüter. Die Mitglieder des Regionalausschusses Marburg der Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg haben in ihrer jüngsten Sitzung erklärt, dass der Weg der Verdrängung des motorisierten Einkaufsverkehrs in Marburg mit der neuen Stellplatzsatzung einen Höhepunkt erreichen werde.
Betroffen von der geplanten Reduzierung der Erstellung von Stellplätzen bei Neubauvorhaben oder wesentlichen Änderungen um 20 Prozent in der Marburger Kernstadt sind jedoch nicht nur die Einkäufer, die aus dem Landkreis und den Stadtteilen in die Kernstadt kommen wollen, sondern auch die Besucher von Ärzten und die Klienten von Freiberuflern, soweit die Büros und Praxen in der Innenstadt angesiedelt sind.
Auch der Tourismus sowie die Besucher von Theater und Konzerten seien betroffen. Rund um die Stadthalle würden sie abends kaum Parkplätze finden.
Dieses Vorhaben reihe sich ein in eine lange Liste von Fehlentscheidungen der Gremien der Universitätsstadt Marburg. Durch die Aufhebung der Parkplätze am Lahnufer ist das Biegenviertel negativ betroffen. Insbesondere ältere Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad in der Innenstadt unterwegs sein können und auf das Auto angewiesen sind, sind leidtragende.
Die umstrittene Sanierung der Stadthalle wird die Lage noch verschärfen. Durch die Ansiedlung des Kultur- und Freizeitzentrums (KFZ) auf dem Gelände der Stadthalle wird die Parkplatzsituation im Biegenviertel noch schwieriger.
Sollte die neue Stellplatzsatzung verabschiedet werden, könnte auf Parkplätze im Bereich des KFZ und der neuen Stadthalle gänzlich verzichtet werden. Durch den weitestgehenden Wegfall der Parkplätze auf dem ehemaligen Brauereigelände verschlechtert sich die Situation nicht nur für die Besucher der Gastronomie und des Einzelhandels, sondern auch für die Kulturinteressierten wie die Besucher des KFZ, der Stadthalle und der Kinos.
Gleiches sei auch im Bereich Nordstadt zu erwarten. Mit dem Umbau der Ketzerbach, der Aufhebung der Plantage und der Einrichtung des Wasserbands sind etliche Parkplätze im Bereich Ketzerbach entfallen, was die Zugänglichkeit für die dort angesiedelten Geschäfte und Gaststätten erschwert hat.
Der damals in Aussicht gestellte Bau von Parkplätzen auf dem Gelände des pharmazeutischen Instituts lässt bis heute auf sich warten. Hinzu kommt der Campus Firmanei, der leider ohne ausreichende Parkplätze vor Ort geplant und durchgebaut werde.
Die ablehnende Stellungnahme des Magistrats der Stadt Marburg zu einem Vorschlag des IHK-Regionalausschusses und des Koordinierungsbüros für Raumordnung, unter der neuen Universitätsbibliothek am alten Botanischen Garten ausreichende Parkplätze zu integrieren, mache deutlich, dass sich die Studenten, Einkäufer und Besucher von Arztpraxen und Kanzleien sowie das Heer von Touristen, das sich rund um die Elisabethkirche tummelt, künftig um die gleichen Parkplätze streiten werden. Ein Verdruss sei vorprogrammiert, den in erster Linie die Marburger Bürger - aber auch die Menschen aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und die von weither angereisten Touristen - auszubaden haben.
Die Vorstellung sei erschreckend, dass ein Besucher der Stadt nach einem gelungenen Konzert, Theater- oder KFZ-Besuch oder einer fantastischen Kinovorstellung und vielleicht noch den Besuch in einer Gaststätte dann den tristen Weg zu Fuß zu dem abgelegenen Parkplatz an der Wilhelm-Röpke-Straße antreten soll. Im Winter müsse das durch Schnee und Matsch erfolgen . Damit könne die Freude über einen gelungen Abend noch nachträglich zerstört werden.
Durch die schon vollzogene Reduzierung des Parkplatzangebots würden die Chancen für Marburgs Innenstadt insgesamt nicht gefördert, sondern gemindert. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der mit riesen Schritten auch auf Marburg zukommt, sei es ein Fehler, nur an die in der Innenstadt wohnenden jungen und agilen Menschen zu denken. Auch das Studentenaufkommen der Philipps-Universität wird auf Sicht wieder rückläufig sein.
Der Hinweis auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), der für Nachtschwärmer überhaupt nicht ansprechend sei, mache die Fehleinschätzung der politischen Kreise in Marburg bezüglich der Bedürfnisse der Menschen und der älter werdenden Bevölkerung deutlich. Wer eine Stadt für die Bürgerinnen und Bürger - aber auch für Menschen von außerhalb - attraktiv halten will, muss insbesondere auch deren Bedürfnisse mit berücksichtigen.
Die neue Stellplatzsatzung mache jedoch deutlich, dass die Verantwortlichen der Universitätsstadt Marburg das Angebot an Stellplätzen in der Innenstadt tendenziell weiter ausdünnen wollen und nicht verstanden haben, wohin der demografische Schnellzug fährt. Nach Auffassung des Regionalausschusses muss ein Paradigmenwechsel in Marburg Platz greifen und die negative Haltung gegen den motorisierten Individualverkehr insgesamt zu den Akten gelegt werden. Die Fakten zeigten diese Notwendigkeiten auf.
Auch die Idee, wonach die Wilhelmstraße zu einer Fahrradstraße umgebaut werden könnte und Kraftfahrzeuge nur noch geduldet werden, oder die Idee, dass man die Parkplätze am Pilgrimstein zugunsten eines weiteren Fahrradwegs komplett aufhebt, hat der Regionalausschussverworfen. Die städtischen Gremien sollten das den entsprechenden Ideengebern auch sehr eindeutig klarmachen.
Dieser Weg werde in Marburg aber nicht eingeschlagen. Der Regionalausschuss Marburg der IHK Kassel-Marburg forderte daher die städtischen Gremien dazu auf, die bisherige Gestaltung des ruhenden Verkehrs in Marburg grundsätzlich zu überdenken.
pm: IHK Kassel-Marburg
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