04.12.2013 (fjh)
"Entweder gerührt oder genervt" reagieren Menschen nach Beobachtung von Armin Fischer auf die Adventszeit. Sein neues Programm "Freude schöner Weihnachtstrubel" führte der Musikkabarettist am Dienstag (3. Dezember) zum allerersten Mal in der
Waggonhalle auf.
Zu Beginn spielte er ein Weihnachtslied auf der Blockflöte. Je länger er blies, desto schiefer wurde die Melodie.
Derartige Aufführungen der Kinder seien die Strafe dafür, dass die Eltern sie zu solchen Darbietungen zwingen, erklärte Fischer. Geschehen müsse das wohl oft, weil die Großeltern den Kindern die Flöte vor Jahresfrist geschenkt haben.
Ein Weihnachtsprogramm sei immer ein Wagnis, meinte Fischer. Dennoch wage er sich in der Waggonhalle zum ersten Mal an dieses Thema heran. Hier wolle er testen, ob dieses Thema für eine kabarettistische Bearbeitung tauge.
Grandios virtuos wechselte Fischer anschließend ab zwischen feinsinnigem Wortwitz und gekonnten musikalischen Darbietungen. Gelegentlich sang er auch zur Musik, wobei seine Stimmlage je nach Thema zwischen kindlichem Piepsen, operettenhafter Tenorstimme oder kratzigem Gebrumm wechselte.
Neulich habe das Christkind ihn im Traum angesprochen und zu berühmten Komponisten mitgenommen. Dort habe er mitbekommen, wie sie Weihnachtslieder spielten.
Das Ergebnis wolle er nun vorführen, kündigte Fischer an. Am Flügel vermischte er dann gekonnt berühmte Musik-Klassiker mit bekannten Weihnachtsliedern.
Zwischendurch erklärte er dem Publikum die besonderen Eigenschaften von Weihnachten ebenso wie die jeweils verarbeiteten Werke der Komponisten. Mitunter waren seine Ausführungen so witzig, dass die Zuhörer Tränen lachen mussten.
Die Heilige Familie sei eine typische Patchwork-Familie, erläuterte Fischer. Die verbreitete Problematik des Aufenthalts des Kindes habe sie aber gut gelöst, meinte er: Von Weihnachten bis Ostern sei der Sohn bei seiner Mutter Maria und seinem Stiefvater Josef; das restliche Jahr verbringe er bei seinem Vater.
Immer wieder streute Fischer Interpretationen von Weihnachtsliedern ein, die am Flügel vorspielte. Meist leitete er sie in bekannte Klassiker über, denn Weihnachten sei eine Zeit der Offenheit für klassische Musik.
Santa Claus nahm er ebenso auf die Schippe wie das Christkind und die Schenk-Orgien. Dabei sparte er nicht mit Spott und Wortwitz.
Zwischendurch stellte er ein keines Keyboard auf den Boden und spielte darauf mit den Füßen. Auf Zuruf aus dem Publikum intonierte er bekannte Weihnachtslieder und Klassiker.
"Für Elise" war dann der absolute Knaller. "Mit den Frauen kann es böse enden", warnte Fischer. Dann führte er die Melodie in "Das Lied vom Tod" von ennio Morricone über, wobei er sich selbst virtuos auf der Mundharmonika begleitete. Als er diese Melodie dann auch noch in "Kalinka" überleitete, war das Publikum endgültig aus dem Häuschen.
Das Programm endete mit einer durchaus literarischen Geschichte über die Erlebnisse eines alternativen Studenten, der Weihnachten nicht bei der Familie verbringen will. In verschiedenen Kneipen des Hamburger Stadtteils Sankt Pauli macht er bei ordentlich Alkohol einige ernüchternde Erlebnisse, die Fischer treffsicher aufgeschrieben hatte und ebenso gekonnt vortrug.
Drei Zugaben verlangte das begeisterte Publikum dem hervorragenden Kabarettisten anschließend ab, bevor das Licht im vollbesetzten Bühnenraum der Waggonhalle nach 160 Minuten ausgeschaltet wurde. Selten hat der Weihnachtstrubel so viel Freude gemacht wie an diesem kurzweiligen Abend. Fischer erwies sich dabei nicht nur als brillianter Kabarettist, sondern auch als ebenso begnadeter Musiker.
Franz-Josef Hanke
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