16.11.2013 (fjh)
4.000 Besucher kamen am Freitag (15. November) zum gemeinsamen Fest der
Stadt Marburg und der
Philipps-Universität unter dem Titel "Campus Marburg". Mit 200 Diskussionen, Sessions, Lesungen, Workshops, Ausstellungen, Vorträgen, Theater und Shows stellte sich die Universität ihren Besuchern vor.
Erstmals hatten Stadt und Uni diese Großveranstaltung in zahlreichen Universitätsgebäuden organisiert. Zu den Publikumsmagneten zählte der Mediziner Prof. Jürgen Schäfer, der als "deutscher Dr. House" mit großem Erfolg knifflige Krankheitsfälle für die Studierenden aufbereitet. Gefragt war auch die Mensa, die einen Blick in ihre Großküche gewährte.
Vor der Universitätsbibliothek fand eine Feuershow statt. Kulturelle Leckerbissen waren eine Lesung von Leon de Winter und ein Auftritt der Kabarettistin Lisa Fitz sowie der völlig überfüllte Poetry-Slam-Wettbewerb, bei dem Professoren gegen Studierende antraten.
Bei einem Campus-Markt präsentierten sich zahlreiche Studienfächer mit
Aktionen zum Mitmachen. Wie man in Keilschrift Wörter in Ton prägt, konnten die Besucher bei den Altorientalisten ausprobieren. Studierende der Mediävistik zeigten, wie im Mittelalter Wachstäfelchen gegossen, beschrieben und zu "Mini-Büchern" wurden.
Ein iranischer Gastwissenschaftler zeichnete Grußkarten und Namen mit einer Feder in iranischer Kalligraphie. Wie es sich anfühlt, auf Tierhaut zu schreiben, konnten Gäste auf Pergament erproben.
Bei einem Gesteinsrätsel mussten die Besucher gesiebtes Bodenmaterial aus der Region den richtigen Gesteinsbrocken zuordnen. Das Zentrum für Synthetische Mikrobiologie ließ DNA aus Paprika isolieren.
Andrang gab es auch im Chemikum, das mit Knall-Effekten und blubbernden Flüssigkeiten lockte. Verblüffende Shows mit Musikuntermalung bot Georg Otto mit seinen - im Stil der "Blues Brothers" mit dunklen Sonnenbrillen und Anzügen auftretenden - Assistenten. Sie zeigten, wie man einen "magischen Koffer" dazu bringen kann, in der Schräge stehen zu bleiben, welche Experimente mit flüssigem Stickstoff möglich sind, wie eine Kerze im Wasser weiterbrennen kann und wie eine Solarzelle gebaut wird.
Ihren sonst verschlossenen Bücherturm öffnete die Universitätsbibliothek, die auf einer Länge von 46 Regal-Kilometern 1,8 Millionen Bücher beherbergt. In einem eigenen Raum stehen die sogenannten "Salzbände". Dabei handelt es sich um wertvolle alte Bücher, die bei der Evakuierung der Universitätsbibliothek während des Zweiten Weltkriegs in einem Salzstock beschädigt wurden. In der Buchbinderei der Hochschule zeigte Manfred Kirch, wie alte Bücher bis heute mit Nadel und über Bienenwachs gezogenen Faden von Hand geheftet und wie sorgfältig zerfledderte Bücher wieder geflickt werden.
Auch zu den Medizinern und Naturwissenschaftlern auf den Lahnbergen kamen zahlreiche Besucher. Sie erfuhren, wie an Robotern operiert wird, wie man sicher mit gefährlichen Viren arbeitet, wie Apps funktionieren und wie geheime Botschaften verschlüsselt werden.
Die Kinder gingen zur Teddyklinik. Hinzu kamen überraschende Effekte in gekrümmten Räumen, eine mathematische Stadtführung, eine Weinprobe im Zeichen der Globalisierung, fremdsprachige Kurzfilme, Chinesischunterricht zum
Anschauen, Italienisch für Liebhaber und eine Lasershow. Eine Ausstellung über Lehrerbilder, Improtheater zur Praxis in der Schule, ein Pisa-Quiz, Lern-Stationen und Mimach-Experimente gab es im Zentrum für Lehrerbildung.
Im Literaturkritischen Quartett wurden neue Romane diskutiert. Eine Laborführung und eine Mitmachaktion präsentierten die Psychologen zum Thema Stress.
Die Konfliktforscher boten Theater rund um Krisenherde und Konflikte. Internationale Schiedsgerichte simulierten die Juristen.
Franz-Josef Hanke/pm
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