Logo: marburgnewsMobile Marburgnews

Zum Menü

Mit Vorsicht gefahren


Naturschutz für Dammelsberg und Köhlersgrund

10.10.2013 (fjh)
Nur wenige Menschen in Marburg wissen, welches Kleinod der Natur sich direkt vor ihrer Haustür befindet. Praktisch mitten im Stadtzentrum liegt es am Dammelsberg und im Köhlersgrund. Hier hat auf kleinem Raum gleich eine ganze Anzahl von europaweit gefährdeten Tierarten einen Lebensraum gefunden.
Deshalb wurde das Gebiet im Jahr 2005 zum europäischen Schutzgebiet nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtline (FFH) erklärt. Als Landschaftsschutzgebiet hat es der Magistrat der Universitätsstadt Marburg bereits im Jahr 1969 ausgewiesen, berichtete Bürgermeister Dr. Franz Kahle.
Um die Bürger über die Schätze der Natur am Dammelsberg und im Köhlersgrund zu informieren, hat die Untere Naturschutzbehörde der Stadt jetzt an den drei wichtigsten Zugangswegen Schilder aufgestellt. Kahle erklärt diese Maßnahme: "Der Dammelsberg ist ein besonderes Naturreservat inmitten der Stadt. Aufgrund des Eichenvorkommens ist er Standort für Hirschkäferpopulationen. Darüber hinaus macht die hohe Variation an unterschiedlichen Fledermausarten deutlich, dass der Dammelsberg ein wichtiger Hort für viele Tierarten ist. Dem wollen wir mit den drei neuen Informationstafeln Rechnung tragen und die Marburgerinnen und Marburger für dieses Kleinod in der
Stadt begeistern.“
Die Schilder sollen für den Erhalt des wertvollen Gebiets werben. Sie weisen auf das Vorkommen bedrohter Tierarten hin und bitten um Rücksichtnahme, indem nur noch die ausgewiesenen Wege benutzt und Hunde an der Leine geführt werden.
Ende des 18. Jahrhunderts wurde der vorher ackerbaulich genutzte Dammelsberg zur Naherholung der Bürger als Waldpark gestaltet. Zu diesem Zweck wurden Wege angelegt und viele Eichen gepflanzt. Heute sind sie über 200 Jahre alt.
Ab dem 20. Jahrhundert erfolgte nur noch eine extensive forstliche Nutzung. Seit dem Jahr 1984 wurde die forstliche Nutzung vollständig eingestellt. Heute ist die Universitätstadt Marburg Eigentümerin der meisten Flächen am Dammelsberg und im Köhlersgrund.
Nur im Bereich der ausgewiesenen Wege wird in den Wald noch zum Zwecke der Verkehrssicherung hin und wieder eingegriffen, berichtete Kahle. Ansonsten bleibt der Wald weitestgehend sich selbst überlassen.
So konnte sich zum Beispiel auf der lichten - mit vielen alten Eichen bestandenen - Kuppe des Dammelsbergs das größte Vorkommen des streng geschützten und stark gefährdeten Hirschkäfers in der Region entwickeln. Einer der Gründe dafür ist neben den alten Eichen der hohe Totholzanteil, der im Wald belassen wird.
Alle sechs in Deutschland beheimateten Spechtarten haben am Dammelsberg und im Köhlersgrund ihr Jagd und Brutgebiet gefunden. Durch den Bau ihrer Höhlen schaffen sie Lebensräume für viele Folgenutzer. Höhenbrüter wie Kleiber und Star sowie alle Meisenarten können ihren Wohnraum nicht selber bauen und sind auf Spechthöhlen angewiesen.
Darüber hinaus bietet der sehr abwechslungsreich strukturierte und naturbelassene Wald mit seinen vielen Baumhöhlen einen Lebensraum für die ebenfalls streng geschützte Bechsteinfledermaus. Sie nutzt die Höhlen als Wochenstube, zur Geburt und Aufzucht ihrer Jungen.
Daneben dient der Wald auch als ideales Jagdgebiet für mindestens 13 - von insgesamt 19 in Hessen vorkommenden - Fledermausarten. Darunter ist auch das Große Mausohr, eine weitere streng geschützte und europaweit gefährdete Tierart.
Im Köhlersgrund sind die Teiche Laichgebiet und Fortpflanzungstätte für eine große Anzahl von Erdkröten. Der feuchte Talgrund ist Lebensraum für den Feuersalamander.
Heute wird mit gezielten Naturschutzmaßnahmen auf den Erhalt und die Optimierung des Gebiets hingearbeitet. So erstellte die Untere Naturschutzbehörde der Stadt im Jahr 2011 am Südhang des Dammelsbergs einen Hirschkäfermeiler.
Im Osten des Schutzgebiets wurde 2009 ein großes - mit standortfremden Fichten bepflanztes - Grundstück aufgekauft. Dann hat die Stadt die Fichten entfernt und Initialpflanzungen mit Eichen vorgenommen.
Im Köhlersgrund wurde bereits 2004 eine Amphibienschutzanlage gebaut. Weitere Maßnahmen sind geplant.
"Die Marburger Bürgerinnen und Bürger müssen nicht in ferne Länder reisen, um Natur zu erleben", sagte Kahle. "Sie können diese am Dammelsberg und im Köhlersgrund praktisch kostenfrei direkt vor ihrer Haustür genießen."
pm: Stadt Marburg
Text 8736 groß anzeigen

www.marburgnews.de

© 2017 by fjh-Journalistenbüro, D-35037 Marburg