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Voraushelfer bei Herzstillstand schneller vor Ort

01.10.2013 (fjh)
Bei einem Herzstillstand zählt jede Minute, um das Leben der Betroffenen zu retten. Die wichtigste Rolle dabei spielen Ersthelfer, die die Zeit bis zum Eintreffen des Notarzts und des Rettungsdiensts mit wichtigen Erstmaßnahmen überbrücken. Im Landkreis Marburg-Biedenkopf gibt es nun einen weiteren Baustein zur Optimierung der medizinischen Versorgung. Sogenannte "Voraushelfer" bilden ab sofort ein weiteres Glied in dieser Rettungskette.
Die ersten Voraushelfer im Landkreis haben nun ihre Abzeichen zur Kenntlichmachung ausgehändigt bekommen, womit auch offiziell der Startschuss für das System gegeben wurde. Etwa 100 dieser Helfer gibt es bis jetzt in rund 70 Orten im Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Das System ist so etwas wie eine organisierte Nachbarschaftshilfe. Immer dann, wenn in der Rettungsleitstelle erkennbar wird, dass ein Herzstillstand der Grund eines Notrufs ist, wird nicht nur der Rettungsdienst alarmiert. Parallel dazu informiert die Leitstelle nach Verfügbarkeit auch mindestens einen Voraushelfer, der sich wahrscheinlich in der Nähe des Notfallorts aufhält. Ebenfalls parallel zur Alarmierung von Notarzt und Rettungswagen leiten die Einsatzbearbeiter in der Leitstelle die Anrufer bereits zu Wiederbelebungsmaßnahmen an.
"Ziel ist es nicht, irgendein System zu ersetzen oder den Rettungsdienst auszudünnen", erläuterte der ärztliche Leiter Dr. Erich-Wranze-Bielefeld. "Fakt ist aber, dass der Rettungswagen bis zu zehn Minuten brauchen kann, bis er eintrifft. Diese Zeitspanne gilt es bei einem Kreislaufstillstand zu überbrücken.“
Das System basiert auf einem gemeinsamen Konzept, das der Landkreis, das Deutsche Rote Kreuz (DRK), der Malteser Hilfsdienst (MHD) und die Johanniter-Unfallhilfe (JUH) auf den Weg gebracht haben. Getragen wird es von freiwilligen Helferinnen und Helfern. Meist sind sie Mitarbeiter bei diesen Institutionen, die sich bereit erklärt
haben, als Voraushelfer zu arbeiten.
"Das System macht nur Sinn, wenn die Wege kurz sind, die Voraushelfer also einen echten zeitlichen Vorsprung erzielen und ein paar Minuten vor dem Rettungsdienst vor Ort sein können“, erläuterte Leitstellen-Leiter Maik Klein. Es gehe also um echte Nachbarschaftshilfe, wenn im gleichen Ort oder in der gleichen Straße, in der ein Voraushelfer wohnt oder arbeitet, ein Notfall eintritt.
Informiert werden die Voraushelferper Kurzmitteilung mit SMS über das Mobiltelefon. Die offiziellen Voraushelfer haben sich bei der Leitstelle registrieren lassen und angegeben, wo sie wohnen oder arbeiten. Anhand dieser Daten wurden den Voraushelfern Einsatzbezirke zugeordnet.
"Wir können aber nicht garantieren, dass bei jedem entsprechenden Notfall ein Voraushelfer frühzeitig vor Ort ist", stellte Klein klar. "Schließlich wissen wir nicht genau, wo sich die Voraushelfer gerade aufhalten. Wir gehen davon aus, dass sie entweder zu Hause oder an ihrer Arbeitsstelle sind und informieren sie per Kurzmitteilung.“
Ziel sei es, die Dichte an Voraushelfern zu erhöhen. Damit steige auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Voraushelfer frühzeitig vor Ort sein kann.
"Die Voraushelfer greifen nur dann ein, wenn sie vor Ort sind", beschrieb Wranze-Bielefeld das Vorgehen. "Sie setzen sich also nicht ins Auto und fahren in den nächsten Ort. Damit hätten wir keinen zeitlichen Vorteil mehr. Ziel ist es, bei einem Herzstillstand so früh wie möglich mit einer Herzmassage zu beginnen. Dadurch wird das enge Zeitfenster, das Notarzt und Rettungsdienst haben, um mit erweiterten Maßnahmen einzugreifen, ein Stück erweitert.“
Der schnellste Voraushelfer ist natürlich immer der Anrufer, der den Notfall meldet. Mit einer klar strukturierten Notrufabfrage versuchen die Einsatzbearbeiter in der Leitstelle, so früh wie möglich die Situation zu erfassen und den Anrufer dann, wenn ein Herzstillstand wahrscheinlich ist, per Telefon gezielt zu Erstmaßnahmen anzuleiten.
Das Voraushelfer-System steht jedem offen. Wer sich engagieren möchte, muss mindestens 18 Jahre alt sein, einen acht Doppelstunden umfassenden Erste-Hilfe-Lehrgang und eine spezielle vierstündige Schulung für Voraushelfer absolviert haben.
Ausgestattet werden die Voraushelfer mit einer grauen Weste als Kennzeichnung, einer einfachen Beatmungshilfe und Schutzhandschuhen. "Mehr brauchen sie auch nicht, denn ihre Aufgabe besteht nur darin, Erstmaßnahmen mit Herzdruckmassage und Atemspende zu ergreifen“, verdeutlichte der Ärztliche Leiter des Rettungsdiensts beim Landkreis Marburg-Biedenkopf.
pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf
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