21.09.2013 (jnl)
Lebendigkeit in das schienenartige Format einer Autorenlesung gebracht hat der Kabarettist Dietrich Faber am Freitag (20. September). Sein Auftritt mit der Show zum Buch "Der Tod macht Schule - Bröhmann ermittelt wieder" in der
Waggonhalle zeigte ihn in Bestform.
Der als Teil des Kabarett-Duos "Faberhaft Guth" in Marburg bestens bekannte Komiker hat als Krimi-Autor eine neue Solokarriere aufgebaut. Aber die Bühne lockt den autonomen Schauspieler in ihm auch hier zu neuen komödiantischen Eskapaden.
Um dem Roman nicht das Wasser abzugraben, wird der Krimiplot in der Show beiseite gelassen. Faber baut die Bühnenshow episodisch aus den Nebenhandlungen und Beziehungskonflikten des Romans auf.
Im beschaulichen Kleinstadt-Milieu des Vogelsbergs werden in einem Gymnasium die Scheiben eingeworfen. Fabers Kripo-Ermittler Henning Bröhmann ist am Tatzeitpunkt selber anwesend. Dabei wird er als höchst mediokrer Charakter vorgeführt.
Als Ich-Erzähler, der dem Leser oder Zuschauer in all seiner bürgerlichen Durchschnittlichkeit sehr bekannt vorkommt, bietet er enormes Potenzial für befreiendes Gelächter. Als Vater beispielsweise sieht Bröhmann sich moralisch gezwungen, seinen sechsjährigen Sohn zum Zelten mit der Vorschulgruppe zu begleiten. Die dabei erlittenen vielfältigen Konflikte werden durch Fabers Vortragsstil vor dem inneren Auge des Zuschauers sehr lebendig und vergnüglich.
Faber ist ein großartiger Grimasseur und Stimmakrobat, der scheinbar mühelos in die vogelsbergische Mundart zu wechseln imstande ist. In der Nebenfigur eines prolligen Möchtegern-Krimischreibers, den Ex-Polizeipräsident Bröhmann seinem Sohn als Praktikanten aufgedrängt hat, zieht der Parodist Faber alle Register.
Ob Bröhmann im Tango-Kurs aufläuft, um seine dümpelnde Ehe aufzufrischen, oder beim lokalen Macho-Grillsportverein - das 90-köpfige Publikum in der nicht ganz ausverkauften Waggonhalle lachte Tränen. Das Thema Seitensprünge in der Ehe wurde mit einem Herman-van-Veen-Coversong veredelt. Durch musikalische Einlagen der etwas lustlosen Evelyn Helbig am Klavier und Fagott sowie des versierten Gitarristen Michael Harries wurde die Ein-Mann-Show dramaturgisch aufgebrochen. Gebraucht hätte es das nicht, denn Fabers Bühnenshow fiel ohnehin äußerst abwechslungsreich aus.
Das fetzige, deutschsprachige Country-Lied vom "Grillschwenker" verleitete das Publikum zum schlagershow-heftigen Mitklatschen. Zeitgemäß ist es auch auf YouTube hochgeladen, worauf der Gießener Kabarettist explizit hinwies.
Jürgen Neitzel
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