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Angela Dorn


Spitzenkandidatin will Landtagsabgeordnete bleiben

15.09.2013 (fjh)
"Für inhaltliche Arbeit erhält man nur selten Lob", bedauert Angela Dorn-Rancke. "Aber es macht einen selbst auch zufrieden, wenn man eine neue Lösung für ein Problem gefunden hat."
Beim Umgang mit Sondermüll ist das der Grünen-Politikerin gelungen. Einerseits wollte sie das Monopol der privatisierten Hessischen Industriemüll-GmbH (HIM) nicht akzeptieren; andererseits wollte sie hohe Sicherheitsstandards bei der Beseitigung von Giftmüll garantieren. Gewährleisten soll das nach ihrem Vorschlag eine staatliche Agentur, die die Müllbeseitigung ausschreibt und hinterher auch streng überwacht.
Dorn ist umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Hessischen Landtag. Auf Platz 1 der Landesliste kandidiert sie am Sonntag (22. September) erneut für das Parlament in Wiesbaden.
Ihr Themenschwerpunkt ist die Umweltpolitik. Besonderes Augenmerk richtet sie dabei auf die Energiewende und auf den Kampf gegen Fracking. Pläne für die Suche nach Erdgas mit dieser Technologie in Nordhessen lehnt sie entschieden ab.
"Das könnte auch Auswirkungen auf das Grundwasser in Marburg haben", warnt Dorn. Beim Fracking werden giftige Stoffe unter hohem Druck in tiefe Gesteinsformationen gepresst, um aus ihnen gebundenes Gas herauszuätzen. Zahlreiche Studien belegen erhebliche Gefahren für das Grundwasser und die Stabilität des Bodens nach derartigen Bohrungen.
Angesichts der Brisanz der Klinik-Privatisierung für ihren Wahlkreis will sich Dorn für eine Prüfung aller Alternativen zum Erhalt einer hochwertigen Gesundheitsversorgung im Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) einsetzen. Dabei müssten alle möglichen Varianten einschließlich eines Rückkaufs oder einer Rückabwicklung der Privatisierung mit auf den Tisch. Einbeziehen in die Entscheidung möchte die Grünen-Politikerin in jedem Fall auch die Beschäftigten des Klinikums.
Auf die Frage nach Konsequenzen aus dem Fall Gustl Mollath äußert sich die Diplom-Psychologin differenziert. "Im Zweifel muss die Freiheit vorgehen", erklärt sie. Aus ihrer Erfahrung in der Forensischen Psychiatrie kennt Dorn aber auch Fälle, in denen derartige Entscheidungen nicht einfach wären.
"In jedem Fall müssen speziell qualifizierte Gutachter zum Zug kommen", fordert Dorn. Schließlich gebe es entsprechende Weiterbildungen, deren Qualifikation Gerichte bei Gutachten aber nicht immer verlangten.
Ein persönliches Anliegen ist der 31-jährigen Mutter zweier Kinder auch eine verlässliche Ganztagsbetreuung an Schulen. Hier sehe es in Hessen relativ düster aus, meint sie.
"Man köpft ja eine Flasche Sekt, wenn man einen passenden Kita-Platz gefunden hat; aber in der Grundschule wird es dann richtig schwierig für berufstätige Eltern", stellt Dorn fest. "Wir wollen eine Bildungs- und Betreuungsgarantie von 7.30 bis 17 Uhr als Möglichkeit, für alle Eltern, die das wünschen."
Dorn selbst ist in der glücklichen Lage, dass ihr Ehemann sich stark um die Kinder kümmert. Als "Vollzeit-Papa", wie er sich selbst nennt, stoße er allerdings immer wieder auf merkwürdige Reaktionen, berichtet Dorn. Hier müsse sich das gesellschaftliche Bewusstsein noch deutlich ändern.
Gleiches wünscht sie sich auch für den Umgang mit Behinderten. In Hessen scheitere schulische Inklusion meist am fehlendem Geld und mangelndem Willen, bemängelt Dorn.
Für Dorn ist jedoch die Entscheidungsfreiheit von Kindern und Eltern bei der Wahl von Schule und Kindergarten wichtig. Während eine integrierte Beschulung nach Ansicht einiger Eltern für ihre Kinder richtig sei, sehen andere Eltern Probleme für ihr Kind. Möglicherweise sei es dieser Herausforderung nicht gewachsen und benötige einen geschützten Raum für seine persönliche Entwicklung.
Mehr Entscheidungsfreiheit und Bürgerbeteiligung fordert Dorn insgesamt für die Landespolitik. Die schwarz-gelbe Koalition habe sich in den vergangenen Jahren mehr als Regierung über die Bürger verstanden denn als Sachwalter der Bürgerinteressen.
Als Beispiel kritisiert Dorn den Polizeieinsatz bei der Blockupy-Demonstration am Samstag (1. Juni) in Frankfurt. Vor allem der Umgang der Verantwortlichen mit der Kritik zeuge nicht gerade von einem Amtsverständnis, bei dem die Bürger einbezogen werden .
Soziales Unrecht müsse man angehen, statt es zu ignorieren, fordert Dorn. Bereits in der Schule würden die entscheidenden Weichen für den weiteren Lebensweg eines Kindes gestellt.
Im hessischen Schulsystem sei der Bildungserfolg der Kinder immer noch viel zu stark abhängig vom Einkommen der Eltern. Dorn kritisiert die fehlende Chancengleichheit.
Gegen Ausgrenzung wendet sich Dorn auch in anderen Bereichen. So engagiert sie sich gegen Homophobie und Rassismus. Mit ihrem Parteikollegen Tarek Al-Wazir als zweitem Spitzenkandidaten zeigen Die Grünen Hessen aber ein deutliches Signal gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.
Franz-Josef Hanke
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