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Im Krieg


ICWC kooperiert mit Gedenkstätte in China

12.09.2013 (fjh)
Wissenschaftler des Internationalen Forschungs- und Dokumentationszentrums Kriegsverbrecherprozesse (ICWC) der Philipps-Universität und Forscher aus der Volksrepublik China wollen künftig intensiv kooperieren. Mit diesem Ergebnis kehrte eine Marburger Delegation von einer mehrtägigen Reise in die nordostchinesische Metropole Harbin zurück.
Unter der Leitung des Marburger Zeithistorikers Prof. Eckart Conze führte die Delegation in der Zehn-Millionen-Stadt in der Mandschurei Gespräche mit Vertretern des Museums und der Gedenkstätte sowie des an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften von Harbin angesiedelten Forschungsinstituts zur Geschichte der "Einheit 731“. Die "Einheit 731“ war eine japanische Militäreinrichtung, in der während des Zweiten Weltkriegs der Einsatz biologischer und chemischer Waffen an Menschen erprobt wurde. Dabei sowie bei medizinischen Experimenten kamen in der von Japan besetzten Mandschurei tausende japanische Kriegsgefangene und Angehörige der chinesischen Zivilbevölkerung ums Leben.
Die Marburger Vertreter folgten mit ihrem Besuch einer Einladung einer Delegation aus Harbin, die 2012 an der Philipps-Universität zu Gast war. Zur Marburger Delegation beim Gegenbesuch gehörten auch die Historikerinnen Dr. Christina Ullrich und Susanne Raidt sowie der Politikwissenschaftler Dr. Wolfgang Form vom ICWC.
ICWC-Direktor Conze erläuterte, in Harbin seien auch konkrete gemeinsame Perspektiven entstanden: "Nun kommt es darauf an, die Vereinbarungen umzusetzen und die wissenschaftliche Partnerschaft dadurch mit Leben zu erfüllen.“ Darüber hinaus sei das chinesische Interesse an gemeinsamen Projekten eine Bestätigung für das internationale Renommee der Philipps-Universität und des Forschungszentrums.
Im Zentrum der beabsichtigten Kooperation, deren Zustandekommen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) als Beitrag zum Ausbau der deutsch-chinesischen Wissenschaftsbeziehungen gefördert wird, steht zunächst der Austausch von Archivdokumenten zu deutschen und japanischen Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg. Aber auch weitere Schritte wurden ins Auge gefasst: Dazu zählen eine gemeinsame Ausstellung sowie eine internationale Konferenz, die sich in transnationaler Perspektive beispielsweise mit den Zusammenhängen zwischen humanexperimentellen Verbrechen und ihren Tätern im nationalsozialistischen Deutschland und im Japan der 30er und 40er Jahre beschäftigen könnte.
Museumsleiter Prof. Jin Chengmin und Institutsdirektor Yan-jun Yang zeigten sich angetan von der Entwicklung der Beziehungen und den konkreten Kooperationsperspektiven. Präsident Prof. Haichun Bao von der Akademie für Gesellschaftswissenschaften, der die Marburger Delegation offiziell empfing, unterstrich die wissenschaftliche, aber auch die gesellschaftliche Bedeutung der Zusammenarbeit, die auch dem Zweck dienen könne, in Europa die Aufmerksamkeit für die im Zweiten Weltkrieg in Asien verübten Kriegs- und Menschheitsverbrechen zu erhöhen, um diese Thematik gemeinsam zu erforschen, aber auch gemeinsam an die menschenverachtenden Gewalttaten zu erinnern.
pm: Philipps-Universität Marburg
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