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Besorgt gemacht


200 Demonstrirende gegen BPD-Aktion vor Moschee

25.08.2013 (fjh)
"Ich hätte nie gedacht, dass es in Deutschland wieder rassistische Demonstrationen vor Gotteshäusern geben könnte", sagte Bilal El-Zayat am Sonntag (25. August) bei einer Kundgebung im Leckergäßchen. Gut 200 Menschen demonstrierten dort gegen eine Aktion der "Bürgerbewegung Pro Deutschland" (BPD) vor der Omar Ibn Al-Khattab-Moschee am Marbacher Weg.
Sechs von auswärts angereiste BPD-Vertreter hatten sich vor der Moschee eingefunden. "Ursprünglich hatte ich gedacht, man sollte gar nichts unternehmen und sie ignorieren, als ich vor einer Woche von ihren Plänen erfahren habe", berichtete El-Zayat. Doch dann entschloss sich der Vorsitzende der Islamischen Gemeinde doch noch zum Protest gegen die rassistische Aktion.
Alle Anwesenden gaben El-Zayat recht. In Marburg dürften Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sich nicht verbreiten, forderte Dr. Ulf Immelt vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB).
Seit 40 Jahren kenne er El-Zayat, berichtete der SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Thomas Spies. "Zum erstenmal habe ich heute Grund zum Fremdschämen", fuhr der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende fort. Froh sei er allerdings darüber, dass trotz der frühen Stunde am Sonntagmorgen bereits um 9 Uhr so viele Leute versammelt seien.
Auch wenn fünf der sechs BPD-Aktiven mit einem Bus aus Berlin angereist seien, habe ihre Aktion dennoch mit Marburg zu tun, erklärte ein Vertreter des Hausprojekts an der Ketzerbach, auf dessen Hof die Lautsprecher standen. Einer von ihnen sei "Alter Herr" einer Marburger Studentenverbindung.
Die BPD ordnete er als Bindeglied zwischen rechtskonservativ-bürgerlichen und gewaltbereiten faschistischen Gruppierungen ein. Ihre Funktion sah er darin, Menschen ins faschistoide Lager zu ziehen, die von der etablierten Politik enttäuscht sind.
Auf die Rolle der Studentenverbindungen ging auch der Linken-Kreisvorsitzende Jan Schalauske ein. Er berichtete von einer Anzeige, die ihm ein Plakat mit einem Zitat von Kurt Tucholsky über Studentenverbindungen bei einer Demonstration gegen den Marktfrühschoppen eingebracht hatte. Auch wenn man ihn dafür juristisch verfolge, bleibe er bei seiner Überzeugung, dass einige Verbindungen offen rassistisch und frauenfeindlich sind.
Auf den "Faschismus der Mitte machte Tronje Döhmer in seiner Rede aufmerksam. Der 2. Vorsitzende der Humanistischen Union Marburg forderte die Anwesenden auf, sich gegen den Rassismus im Alltag zu wehren."
Bei immer stärkeren Regen harrten die Demonstrierenden gut eineinhalb Stunden lang im Leckergäßchen aus, bevor sie zum Buchladen AM Grün weiterzogen. Dort hatte die BPD eine weitere Aktion angemeldet, die sich gegen den Buchladen und das angrenzende Café richtete. Mit einem Straßenfest wollten die Antifaschisten den beiden selbstverwalteten Alternativprojekten ihre Solidarität zeigen.
Starke Präsenz bei der Demonstration zeigten Vertreter der Parteien von der SPD bis hin zu den Linken und den Piraten. Allerdings bekundete Immelt seine Freude über die Teilnahme prominenter Politiker mit dem Verweis darauf, dass die Marburger Stadtgesellschaft über alle Parteigrenzen hinweg einig sei im Kampf gegen Rassismus und Neofaschismus.
Franz-Josef Hanke
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