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Wenn Spaß regiert


Studie zu Politikern als Lachnummer im TV

21.08.2013 (fjh)
Marburger Medienwissenschaftler untersuchen Satiresendungen, in denen Politiker auftreten. Ein neues Forschungsvorhaben an der Philipps-Universität nimmt das Verhältnis von Komik und Politik unter die Lupe.
Das Team um Prof. Dr. Andreas Dörner untersucht in Kooperation mit der Soziologin Prof. Dr. Ludgera Vogt von der Bergischen Universität Wuppertal unter anderem, wie die Selbst- und Fremdpräsentation politischer Akteure im Fernsehen das Publikum beeinflusst. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Vorhaben mit 280.000 Euro.
Am Sonntag (1. September) findet das große Fernsehduell vor der Bundestagswahl 2013 statt. Im Gegensatz zu den vorherigen Jahren wird diesmal mit Stefan Raab zum ersten Mal ein prominenter Spaßvogel und TV-Entertainer den öffentlichen Schlagabtausch der Spitzenkandidaten mitgestalten.
"Obwohl diese Personalentscheidung im Vorfeld kontrovers diskutiert wurde, erscheint sie angesichts der aktuellen Programmentwicklung nur konsequent“, stellte Projektleiter Dörner fest. So erfreuen sich Sendungen, die Politik satirisch oder komödiantisch rahmen, einer steigenden Beliebtheit.
Die "heute show“ im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) beispielsweise erzielte zuletzt am späten Freitagabend mit weit über zwei Millionen Zuschauern einen beachtlichen Marktanteil von 14 Prozent. Mit politischen Themen spricht sie gerade auch eine große Zahl junger Zuschauer an. Der Sendeplatz von Reinhold Beckmann, der 2014 Jahr seine Talkshow einstellen wird, soll nach Angaben der ARD-Intendanten durch zusätzliche Satiresendungen besetzt werden.
"Angesichts der großen Popularität von Comedy- und Satireformaten verwundert es nicht, dass auch Politiker immer häufiger den Auftritt in solchen Sendungen wagen, um an ihrem Image zu arbeiten“, erklärte Dörner. Im besten Fall können sie dadurch ihren Sinn für Humor und Selbstironie auf unterhaltsame wie sympathische Weise zeigen.
Dabei erreichen sie auch die jüngere und wenig politisch interessierte Wählerschaft. Gleichzeitig setzt sich das politische Personal bei solchen Auftritten jedoch auch starken Unberechenbarkeiten aus.
"So zeichnen sich Satireformate etwa durch erweiterte Tabugrenzen, schnelle Rahmenwechsel und den Einsatz von Doppeldeutigkeiten aus“, betonte der Medienwissenschaftler. Für Politiker berge das die Gefahr, albern, lächerlich und somit für Amt und Mandat zu unseriös zu wirken.
Mit dem neuen Drittmittelprojekt unter Dörners Leitung findet zum ersten Mal eine umfangreiche Untersuchung zum Einsatz von Komik durch politische und mediale Akteure im deutschen Fernsehen statt. Das Team plant, dafür einschlägige TV-Sendungen auszuwerten, Fernsehmacher, politische Akteuren und Politikberater zu interviewen und Rezeptionsstudien durchzuführen. "Unser Vorhaben verspricht interessante Einblicke in einen bisher kaum beachteten Forschungsbereich der politischen Kommunikation in Deutschland“, zeigte sich Dörner überzeugt.
pm: Philipps-Universität Marburg
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