13.08.2013 (fjh)
Für weitere fünf Jahre setzen die Firma Novartis Vaccines and Diagnostics in Marburg und die
Philipps-Universität ihre Zusammenarbeit fort. Dazu haben die beiden Novartis-Geschäftsführer Jochen Reutter und Tibor Nemes sowie Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause am Dienstag (13. August) einen Kooperationsvetrag unterzeichnet. Er regelt die Voraussetzungen zur Nutzung des universitären Hochsicherheitslabors und des Forschungsservices für Novartis.
Bereits erprobt sei die Zusammenarbeit zwischen der Universität und Novartis laut Reutter. Beispielhaft verwies der Standortleiter auf die Herstellung der weltweit ersten Charge eines A(H1N1)-Pandemie-Impfstoffkonzentrats gegen die sogenannte "Schweinegrippe" im Jahr 2009: "Wir haben einen einzigartigen Standortvorteil bei der Bekämpfung neuartiger Viren durch die Verbindung von universitärer Forschung mit unseren modernen Produktionsanlagen.“ Krause sieht die Bedeutung der Kooperation darin, dass #"Spitzenforschung und Impfstoffproduktion zum Nutzen der Allgemeinheit Hand in Hand gehen“.
Prof. Dr. Stephan Becker ist Leiter des Instituts für Virologie an der Philipps-Universität und des Hochsicherheitslabors. Er betonte das enorme Potential der Kooperation bei der Herstellung von Grippe-Impfstoffen auf Zellkulturbasis.
"Wir haben gemeinsam mit Novartis und weiteren Wissenschaftlern kürzlich eine neue Methode veröffentlicht, die lediglich genetisches Datenmaterial des betreffenden Virus benötigt, das zuvor irgendwo in der Welt isoliert und analysiert wurde, um daraus Grippesaatvirus für die Produktion herzustellen“, berichtete er. Das bringe eine enorme Vereinfachung des gesamten Prozesses und könne es künftig erlauben, Impfstoffe im Falle einer Epidemie schneller zur Verfügung zu stellen, erklärte der Virologe.
"Gerade in Zeiten der Globalisierung breiten sich Infektionskrankheiten rasch über moderne Transportwege aus und sind nach wie vor weltweit eine der häufigsten Todesursachen“, erläuterte Becker. Insbesondere durch vermehrte Resistenzbildung gegen Antibiotika und neu auftretende Erreger seien sie auch in den Industrieländern eine zunehmende Bedrohung.
Diesem Problem stellt sich die Marburger Virologie im Rahmen eines großen Forschungsprojekts mit dem Deutschen Institut für Infektionsforschung (DZIF). Das Team um Becker konzentriert sich auf die Entwicklung von Strategien zur Bekämpfung neuer oder verändert auftretender Infektionskrankheiten, um bei Ausbrüchen neuer Infektionserreger zum Beispiel durch die Entwicklung von Impfstoffen schnell und effektiv handeln zu können.
"Die Kooperation mit Novartis Vaccines and Diagnostics ist in diesem Zusammenhang ein weiterer wichtiger Baustein“, betonte Becker. "Wir haben durch diese Zusammenarbeit in Marburg das Potential einer zeitnahen Impfstoffherstellung auf der Seite der Forschung und des Impfstoffherstellungsprozesses im Fall einer Pandemie optimiert", fügte Nemes hinzu.
Seit 2007 vermehrt das Unternehmen in Marburg Grippeviren nicht - wie üblich - in Hühnereiern, sondern in einem Hightech-Verfahren auf der Basis von Zellkulturen. Dieses Verfahren hat sich insbesondere 2009 bewährt, als Novartis die Produktion von Pandemie-Impfstoff deutlich schneller starten konnte als bei herkömmlichen Verfahren.
pm: Philipps-Universität Marburg
Text 8522 groß anzeigenwww.marburgnews.de