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Gefahren bei Zuckermangel


Molekül kann mehr als bisher angenommen

08.08.2013 (fjh)
Das Signalmolekül "zyklisches Adenosinmonophosphat” (cAMP) kann mehr als bislang angenommen. Die Verbindung fungiert in Bakterienzellen nicht nur als Hungersignal, sondern sorgt dafür, dass die Mikroorganismen zu jedem Zeitpunkt genau diejenigen Proteine produzieren, die sie gerade für ihren Stoffwechsel benötigen.
Das hat ein internationales Forscherteam herausgefunden, an dem Prof. Dr. Peter Lenz von der Philipps-Universität beteiligt ist. Die Wissenschaftler berichten über ihre Ergebnisse in der aktuellen Online-Vorschau der Wissenschaftszeitschrift "Nature“.
"Unsere Daten offenbaren überraschende Koppelungen zwischen denjenigen Genen, die für den Stoffabbau verantwortlich sind, und solchen für die Herstellung von Proteinen“, berichtete Lenz. Dabei ist cAMP eines der am besten untersuchten Signalmoleküle.
Seit langem ist bekannt, dass es entscheidende Bedeutung für den Kohlenstoffhaushalt hat. Insbesondere ist es wichtig für die Verfügbarkeit von Zucker.
Steht Bakterien wenig von ihrem bevorzugten Zucker Glukose für die direkte energetische Verwertung zur Verfügung, so reichert sich cAMP in der Zelle an und aktiviert Gene, die zur Gewinnung von Glukose führen. Das geschieht etwa aus Laktose. Der Zuckermangel hat ein Ende.
"Eigentlich war unser Forschungsverbund angetreten, um aufzuklären, wie Darmbakterien ihren Stickstoff- und Kohlenstoff- Umsatz koordinieren“, berichtete Lenz. Die beteiligten Wissenschaftler haben quantitativ untersucht, wie sich verschiedene Wachstumsbedingungen auf Gene auswirken, die für Schlüsselfunktionen des Stoffwechsels zuständig sind.
Dabei stieß das Team auf einen unerwarteten Zusammenhang, der sich auf einen einfachen Nenner bringen lässt: Ist die Versorgung mit Kohlenstoff im Vergleich zu anderen Nährstoffen gut, sinkt die Menge an Proteinen, ??die zur Kohlenstoff-Gewinnung gebraucht werden. Im gleichen Maß steigt die Konzentration derjenigen Proteine, die für den Stoffwechsel anderer Komponenten wie Phosphor oder Stickstoff - aber auch für das Wachstum der Zelle - erforderlich sind.
Diese markante lineare Beziehung zwischen Genaktivität und Nährstoffversorgung lässt sich durch ein mathematisches Modell erklären. Darin nehmen Aminosäure-Vorstufen wie a-Ketosäuren eine Schlüsselstellung ein, indem sie die Differenz zwischen Stoffabbau und Biosynthese spiegeln.
Experimente bestätigen die Vorhersage des Modells, dass a-Ketosäuren die Produktion von cAMP reduzieren, das seinerseits die Produktion von Stoffwechselenzymen steuert. Das Molekül erfüllt somit viel weitergehende Aufgaben für das Überleben der Zellen als bislang angenommen.
"Quantitative Ansätze führen selbst bei einem so gut charakterisierten Untersuchungsobjekt wie dem cAMP-Signal weiter“, freute sich Lenz. "Die Methoden der Systembiologie vermögen auch in diesem Fall, unsere Kenntnisse der physiologischen Funktionen und molekularen Mechanismen zu erweitern.“
Lenz leitet eine Arbeitsgruppe im Fachgebiet "Komplexe Systeme“ des Fachbereichs Physik der Philipps-Universität. Außerdem ist er Mitglied im Marburger "Zentrum für Synthetische Mikrobiologie“.
Für die Veröffentlichung hat er mit Wissenschaftlern aus den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und China kooperiert. Die Arbeit wurde im Rahmen des Programms "Human Frontiers in Science“ (HFSP) gefördert.
pm: Philipps-Universität Marburg
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