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Macht macht glaubwürdiger

26.07.2013 (fjh)
Die Position eines Sprechers im Machtgefüge einer Gesellschaft entscheidet, wie seine Äußerungen von Zuhörern wahrgenommen werden. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Marburger Neurolinguistin Prof. Dr. Ina Bornkessel-Schlesewsky zusammen mit dem Mainzer Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Matthias Schlesewsky sowie Sylvia Krauspenhaar am 24. Juli 2013 im frei zugänglichen Wissenschaftsjournal "PLOS ONE" publiziert hat.
Beispielsweise gehen Zuhörer davon aus, dass Politiker wie der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan eher in der Lage sind, dem hhistorischen Aufruf “Tear down this wall!“ Taten folgen zu lassen als einfache Bürger. Für die Studie führte das Wissenschaftlerteam den Probanden Videoaufnahmen mit plausiblen und nicht plausiblen Äußerungen eines politisch einflussreichen Entscheidungsträgers, eines bekannten Nachrichtensprechers und einer unbekannten Person vor. Die Sprecherrollen waren mit dem damaligen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und Nachrichtensprecher Ulrich Wickert prominent besetzt.
Die Reaktionen des Gehirns auf nicht plausible Aussagen zu aktuellen Ereignissen wie "Die Bundesregierung verkündet den Austritt aus dem NATO-Verbund“ fielen je nach Sprecher verschieden aus. Politiker erzeugten andere Reaktionswerte als die restlichen Sprecher. Unwahrscheinliche Aussagen zu allgemein bekannten Themen wie "Fidel Castro ist ein Popsänger" führten hingegen bei allen drei Sprechern zu ähnlichen Hirnreaktionen.
Die Effekte treten sehr schnell auf. Messbar wwaren sie innerhalb von 150 bis 450 Millisekunden, nachdem der Proband die Äußerung gehört hatte.
"Dies weist darauf hin, dass der soziale Status des Sprechers direkt die Reaktion beeinflusst”, erklärte Bornkessel-Schlesewsky. "Dabei ist es wichtig, ob der Hörer davon ausgeht, dass der Sprecher tatsächlich die Macht hat, das Gesagte in die Tat umzusetzen. Politischen Entscheidungsträgern wird deutlich mehr zugetraut als einfachen Bürgern oder anderen prominenten Persönlichkeiten.“ Bisher war man nur davon ausgegangen, dass zu den zahlreichen Faktoren, die Hirnreaktionen auf sprachliche Äußerungen hervorrufen, beispielsweise das Allgemeinwissen des Zuhörers oder auch seine momentane Gemütsverfassung gehören.
pm: Philipps-Universität Marburg
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