17.07.2013 (fjh)
Die Wärmebildung im braunen Fettgewebe der Säugetiere ist ein evolutionär schon lange bestehender Mechanismus. Das haben Wissenschaftler der
Philipps-Universität und des Helmholtz-Zentrums München (HMGU) herausgefunden.
Ihre Erkenntnisse bilden eine neue Grundlage, um den Energiestoffwechsel und seine beteiligten Komponenten zu charakterisieren, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Nature Communications".
Braunes Fettgewebe dient Säugetieren zur Erzeugung von Wärme, indem Fettreserven verbrannt werden. Die Fähigkeit "zitterfrei“ ohne Muskelarbeit hohe Körpertemperaturen aufrechtzuerhalten, hat evolutionär sowohl für die Fortpflanzung als auch für die Besiedelung kalter Lebensräume eine bedeutende Rolle gespielt.
Rebecca Ölkrug vom Fachbereich Biologie an der Philipps-Universität hat in Zusammenarbeit mit dem Institut für Diabetes und Adipositas (IDO) am Helmholtz-Zentrum München und dem Mitochondrial Biology Unit des Medical Research Council in Cambridge nachgewiesen, dass voll funktionsfähiges braunes Fettgewebe bereits früh im Lauf der Evolution der Säugetiere ausgebildet war. Dieser Nachweis gelang durch Untersuchungen am madagassischen Igeltenrek "Echinops telfairi". Diese Tierart gehört entwicklungsgeschichtlich zu einer Vorstufe der "höheren Säugetiere“ (Eutheria). Sie zeigt keine konstante Körpertemperatur.
Echinops telfairi besitzt braunes Fettgewebe und das thermogenetisch aktive Protein "UCP1", das zur raschen Fettverbrennung benötigt wird. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass die rasche Fettverbrennung ein von der Körpertemperatur unabhängiger - früh entwickelter - physiologischer Prozess ist.
"Dies lässt eine neuartige Betrachtung des Energiestoffwechsels zu, indem Rückschlüsse auf die Evolution und Funktionalität des braunen Fettgewebes gezogen werden können“, erklärten Oelkrug und Dr. Martin Jastroch für das Autorenteam der Publikation. Vor diesem Hintergrund wollen die Wissenschaftler nun die im Rahmen der Studie entwickelten technologischen Ansätze nutzen, um weitere Aktivatoren der Fettverbrennung zu identifizieren.
Im Fokus stehen dabei Entkoppler-Proteine wie das UCP1, die entscheidend am Gleichgewicht des Energiehaushalts beteiligt sind. Langfristig sollen diese Ergebnisse dazu beitragen, neue therapeutische Konzepte der Fettverbrennung zu entwickeln, um überschüssige Fettreserven beispielsweise bei Übergewicht zu bekämpfen.
pm: Philipps-Universität Marburg
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