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Gerhardt gegen Bevormundung


Mehr Eigenverantwortung, weniger Vater Staat

20.01.2008 (sts)
Wolfgang Gerhardt sprach im Kammerton. Einerseits geschah das aufgrund einer Erkältung, andererseits, da die Politik nicht immer laut schreiend daherkommen müsse. Der Vorsitzende der liberalen Friedrich-Naumann-Stiftung war der Gastredner beim Neujahrsempfang des FDP-Kreisverbands Marburg-Biedenkopf am Sonntag (20. Januar) im Technologie- und Tagungszentrum (TTZ).
In seiner Rede sprach er sich für mehr Eigenverantwortung und gegen die Einschränkung von Freiheitsrechten aus. Den Kernpunkt von Gerhardts Ausführungen bildete ein Zitat von Abraham Lincoln: "Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selber besser tun können. “Der Staat reguliere, beschränke und kontrolliere über die Maßen – von der Wirtschaftspolitik bis zur Handy-Datenbank.
"Der Einzelne muss die Verantwortung für sich und seine Biografie übernehmen und nicht der Staat“, forderte Gerhardt. Der Staat müsse seinen Bürgern aber auch die Nutzung dieser Freiheitspotentiale zutrauen. Eine geringere Steuerbelastung wäre Ausdruck solchen Vertrauens, ebenso wie eine freiheitlich-demokratische Marktwirtschaft.
Jede andere Wirtschaftsform habe die Gesellschaften letztlich zugrunde gerichtet. Es gebe keine Alternative: "Der Markt ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die Freiheit.“ Eine Ablehnung der Globalisierung würde dauerhaft große soziale Probleme in Deutschland verursachen.
Leider verstehe Angela Merkel überhaupt nichts von Marktwirtschaft, setzte Gerhardt noch einen gezielten Seitenhieb auf die Kanzlerin hinzu.
Der promovierte Pädagoge sprach sich weiter für einen flexibleren Arbeitsmarkt und eine Abkehr von den Flächentarifverträgen aus: "Jeder Betrieb sollte seine Löhne selbst bestimmen dürfen.“ Die Flächentarife seien für viele mittelständische Unternehmen zu unpräzise auf ihre Gegebenheiten zugeschnitten.
Im Bereich der Bildungspolitik sprach sich Gerhardt für den Erhalt der einzelnen Schulformen aus. Das SPD-Konzept zur Einrichtung von einheitlichen Ganztagsschulen lehnte er ab: "Gerechtigkeit ist nicht Gleichheit. Wir sind alle unterschiedlich, mehr oder weniger talentiert, und wir müssen mit diesen Unterschieden umgehen.“ Durch flächendeckende Gesamtschulen entstehe keine höhere soziale Kompetenz bei den Schülern.
Zum Abschluss seiner Rede widmete sich Gerhardt noch der Außenpolitik und den Gefahren des religiös motivierten Terrorismus. "Jede Religion hat die Menschenrechte zu achten. Die Religionen sollen Gott verehren, aber nicht Gott spielen“, erteilte Gerhardt jeder Form von Gewalt eine klare Absage. Die Menschenwürde sei ein universales Prinzip, über das sich auch keine Religion hinweg setzen könne.
Für diese abschließenden Aussagen wich dann auch der Kammerton aus Gerhardts Stimme. Grundsätze wollen dann doch stimmgewaltig unters Volk gebracht werden.
Stephan Sonntag
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