11.06.2013 (als)
Ein Treffen von Spezialisten war der Marburger Webmontag am Montag (10. Juni) bei der Internetagentur TriPuls. Die Rede- und Präsentierrunde in Form eines Barcamps bestand auch bei der sechsten Ausgabe dieser Veranstaltungsreihe aus zahlreichen Interessierten rund um das Thema "Internet".
Vom Anwender und Entwickler über Unternehmer und Blogger tauschten überwiegend Experten ihre Erfahrungen mit den neuesten Netzwerktechnologien aus. Organisiert hatten das Treffen die Marburger Internet-Beraterin Kerstin Probiesch und der Webdesigner Jens Weigel.
Den Einstieg machte der Marburger Journalist Franz-Josef Hanke. Die Entstehung und Zukunft der von ihm ins Leben gerufenen Online-Zeitung
marburgnews war Thema des ersten Vortrags.
Als erste journalistische Internetpräsenz in Marburg startete
marburgnews im März 2000 mit anfangs drei Texten im Monat. Diese Zahl ist zwischenzeitlich auf bis zu 13 Texte am Tag gestiegen.
Die Besucherzahlen belaufen sich mittlerweile auf immerhin durchschnittliche 862 Leser pro Tag.
Besonderes Interesse zeigten einige Anwesende an
leichte-news.de. Unter diesem Namen veröffentlicht die Online-Zeitung Nachrichten aus Marburg in Leichter Sprache.
"Das ist keine Pippifax-Sprache", betonte Hanke. Die wichtigsten Nachrichten aus Marburg sollen für Menschen jeden Alters, jeder Herkunft und jeden Bildungsstands verständlich sein.
Danach stellte
Silke Jäger den Trend des "Storytellings" vor. Das Geschichtenerzählen ist eine Kulturtechnik, die eine lange Tradition hat. Das Internet ermöglicht es jedoch, ganz neue Formen des Erzählens einzusetzen, um auf die eigene Dienstleistung oder ein Produkt aufmerksam zu machen.
Botschaften, die mit Hilfe von Geschichten
transportiert werden, ließen sich leichter merken und würden in der Regel als unterhaltsamer empfunden, erklärte Jäger. Deshalb verbreiteten sich Postings auf Blogs und sozialen Netzwerken leichter, wenn die Storytelling-Methode angewendet wird.
Durch eine "Lagerfeuer-Romantik" erzielten Unternehmen auch im Internet eine bessere Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit. Die Macht des Storytellings bestehe vor allem darin, eine bestimmte Zielgruppe emotional zu berühren.
Nach einer Anfänger-freundlichen ersten Hälfte begann mit Tassilo Gröpers Vortrag über das "Responsive Web Design" das Fachsimpeln. Er referierte über "Twitter Bootstrap". Dabei handelt es sich um eine freie Sammlung von Hilfsmitteln für die Gestaltung von Internetseiten und Webanwendungen. Diese Vorlagen für Typografie, Buttons, Formulare, Tabellen, Navigations- und andere Oberflächengestaltungselemente sind das populärste Projekt beim Open-Source-Hostingdienst Github.
Gröpers zeigte auf, wie sich die Darstellung von Internetseiten damit automatisch an die jeweiligen Endgeräte der Nutzer und ihre Bildschirmgröße optisch anpasst. In Zeiten der "Mobilmachung des Internets" sei diese Technologie ausgesprochen sinnvoll.
Die Experten diskutierten danach über die Gefahr, die eine Standardisierung derartiger Formatierungsvorlagen bergen kann. Programmier- und Darstellungsfehler könnten sich dadurch auf tausenden von Webseiten wiederholen.
Einen wahrhaften Web-Krimi präsentierte Andreas Ditze von der Gastgeberfirma TriPuls. "Wenn der Webserver Viren verteilt", kann das schon einmal zu einem Kollateralschaden führen, erklärte er. Umso ärgerlicher sei es, wenn man die Quelle des Bösen nicht sofort finde.
Über eine Vertipper-Domain ähnlich dem Namen einer internationalen Firma hatte das Unternehmen einen bösartigen Virus eingefangen, der sich über verschiedene Browser und File-Transfer-Protokolle dann in rasender Geschwindigkeit auf die Webseiten seiner Kunden übertrug. Bei einem über 24-stündigen Wochenendeinsatz blieb TriPuls nichts anderes übrig, als eine Vielzahl von Kunden-Webseiten neu aufzuspielen.
Sofort nach Feststellung des Schadens informierte die Firma die betroffenen Kunden. Diese offensive Informationsstrategie wurde von allen Anwesenden als sehr positiv bewertet.
Außerdem erstattete das Unternehmen Anzeige gegen die Betreiber der Domain. Da sie sich jedoch angeblich auf den Britischen Jungferninseln befanden, ist der Ausgang des Falls als im wahrsten Sinne des Wortes "kriminell" zu bezeichnen.
Anna Schneider
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