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Erforscht und entwarnt


Kein neues SARS in Sicht

02.04.2013 (nmf)
Ein neuentdecktes Coronavirus befällt die Zellen der menschlichen Atemwege ebenso effektiv wie das SARS-Virus. Außerdem schaltet es die körpereigene Abwehr aus, ist aber deutlich empfindlicher gegenüber der Verabreichung des Wirkstoffs Interferon, der das Immunsystem anregt. Das berichtet ein Forscherteam unter Marburger Federführung in der kommenden Ausgabe der Fachzeitschrift „Journal of Virology“.
Im Herbst 2012 isolierten Virologen am Erasmus Medical Center (EMC) in Rotterdam ein neues Coronavirus. Es führt zu akuten Atemwegserkrankungen sowie Nierenversagen. „Das neue Humane Coronavirus EMC ist eng mit dem SARS-Virus verwandt, das vor zehn Jahren 8.000 Personen infizierte, von denen 800 starben“, berichten die Autoren der aktuellen Studie um Professor Dr. Friedemann Weber von der Philipps-Universität. Sie konnten nachweisen, dass beide Viren sich in Zellen eines Typs vermehren können, der die Bronchien auskleidet.
Jedoch hat die Verabreichung von Interferon einen deutlich stärkeren antiviralen Effekt auf das neue Coronavirus als auf das SARS-Virus. Letzteres ist weitgehend unempfindlich gegenüber dem Wirkstoff. Interferon (IFN) ist ein Hauptbestandteil des angeborenen Immunsystems. Gleichzeitig ist es auch eines der ersten Moleküle, die befallene Zellen nach einer Infektion produzieren. Aufgrund weiterer Untersuchungen vermuten die Autoren, dass das SARS-Virus die antivirale Wirkung von Interferon aktiv dämpft. Möglicherweiseverhindert es den Transport eines Signalmoleküls in den Zellkern, so dass dieses Interferon dort nicht anzuschalten vermag. Die Fähigkeit, menschliche Zellen zu befallen, geht beim neuen Coronavirus zwar eher weiter als bei SARS, aber aufgrund seiner wesentlich größeren Empfindlichkeit gegenüber Interferon hoffen die Forscher, dass es sich besser eindämmen lässt. Interferon-Verabreichung ist offenbar eine vielversprechende Behandlungsmöglichkeit. „Das gegenwärtige Isolat hat also kaum das epidemische Potenzial von SARS“, resümiert Weber. Die Arbeit der Forscher wurde finanziell im Rahmen des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF), durch das Projekt „PREDEMICS“ der Europäischen Union, das Universitätsklinikums Gießen und Marburg sowie die „Leibniz Graduate School for emerging infectious diseases“ (EIDIS) gefördert.
pm: Philipps-Universität Marburg
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