18.03.2013 (fjh)
Einen neuen Vizepräsidenten für Forschung, Nachwuchs, Wissenstransfer und Internationales hat der Senat der Philipps-Universität am Montag (18. März) gewählt. Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause hatte mit Zustimmung des Hochschulrats den Chemiker Prof. Dr. Ulrich Koert für eine Periode von drei Jahren vorgeschlagen.
Der einzige Kandidat erhielt 18 von 24 abgegebenen gültigen Stimmen. Fünf Wahlberechtigte stimmten mit "Nein". Eine Person enthielt sich.
Der Vizepräsident wird wie seine beiden Amtskollegen Prof. Dr. Joachim Schachtner vom Ressort Informations- und Qualitätsmanagement sowie Prof. Dr. Harald Lachnit vom Ressort "Studium und Lehre" mit drei Vierteln seiner Arbeitszeit im Präsidium tätig sein, um noch Zeit für Forschung und Lehre zu haben. Die neue Amtsperiode beginnt am Montag (15. April).
"Wenn Leute, die etwas davon verstehen, einem das zutrauen, hat man als Hochschullehrer eine gewisse Verantwortung, sich für seine Universität zu engagieren“, begründete der 52-jährige dreifache Vater seinen Wechsel ins Präsidium. Er kennt Hochschulleitung und Universitätsverwaltung durch sein langjähriges Mandat im akademischen Senat. Außerdem kümmerte sich Koert als Nutzersprecher des Fachbereichs um den Chemie-Neubau.
In seiner wissenschaftlichen Arbeit baut Koert organische Verbindungen. Sein Spezialgebiet ist die planvolle Synthese von Kohlenstoffmolekülen mit einem Fokus auf Ionenkanälen.
Kohlenstoffbindungen kommen in komplexen Naturstoffstrukturen vor. Koert ist darauf spezialisiert, derartige Moleküle planvoll aufzubauen.
"Das Molekül, das man im Reaktionskolben synthetisiert, können Sie nicht von derjenigen Verbindung unterscheiden, die in der Natur vorkommt“, betont der Hochschullehrer. Um ein solches Molekül planvoll synthetisieren zu können, müsse man wissen, wie jedes seiner Einzelteile reagiert. "Insofern ist Synthese mit Schach Spielen verwandt.“
Seit seiner Habilitation gilt Koerts besonderes Interesse Ionenkanälen. Das sind Molekülkomplexe, die bei Lebewesen den Ein- und Austritt geladener Teilchen in die Zelle kontrollieren.
Sie sind somit für den elektrischen Zustand der Zellmembran verantwortlich, der Auswirkungen auf die gesamten Lebensäußerungen eines Organismus hat, wie Koert an einen Beispiel verdeutlicht: "Wenn man sich unterhält, so treffen Schallwellen auf die Hörzellen im Ohr, wo sie die Struktur von Ionenkanälen mechanisch verändern. Die Kanäle öffnen sich. Es fließen Ionen hindurch, und der entstehende elektrische Strom kommt als Hörsignal ins Gehirn.“
In seiner Arbeitsgruppe hat Koert die Möglichkeit, die minimalen Ströme zu messen, die durch derartige molekulare Schleusen fließen. "Wir schauen uns Ionenkanäle aus der Sicht eines Chemikers an: Kann man hier mit synthetischen Mitteln die Funktionen ändern?“
Der gebürtige Hanauer studierte in Frankfurt, wo er auch promoviert wurde. Chemie lag für ihn im Wortsinne nahe: "Wir hatten chemische Industrie in der Nähe. In den Schulferien habe ich dort gearbeitet.“
Als Postdoktorand ging Koert nach Straßburg zum Nobelpreisträger Jean-Marie Lehn. Anschließend habilitierte er sich in Marburg. Hierhin kehrte er im Jahr 2001 zurück, nachdem er unter anderem in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) Station gemacht hatte.
In diesen Erfahrungen sieht er ideale Voraussetzungen, um die Internationalisierung der Uni voranzubringen. Das ist eines der vorrangigen Themen seiner Amtszeit.
"Nachwuchsförderung bedeutet, dass unsere Studenten zu den besten Plätzen der Welt gehen können“, sagt Koert, "und dass wir umgekehrt die besten Studenten kriegen!“
pm: Philipps-Universität Marburg
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