17.03.2013 (jnl)
Mit einem Tanztheater aus Frankreich setzte das
18. Hessischen Kinder- und Jugendtheaterfestival (KUSS) seinen Schlussakkord. Nach der feierlichen Siegerehrung am Samstag (16. März) sah das Festpublikum auf der großen Bühne am Schwanhof das artistisch-sportive Stück "Traverse" der "Compagnie Arcosm".
Die vier Akteure boten über 70 Minuten zeitgenössisches Erzähl-Körpertheater mit starken musikalischen, perkussiven Elementen. Zwei Mitglieder des Quartetts - Matthieu Benigno und Clément Ducol - traten neben dem Tanzen auch als Musiker an zwei zweieinhalb Meter umspannenden Marimbaphonen in Erscheinung.
Das Bühnenbild von Samuel Poncet zeigte eine diagonal aufgefaltete bescheidene städtische Wohnküche mit Tür, Anrichte, zahlreichen Hängeschränken, Tisch und zwei Stühlen. Als deren Bewohner lief Emilien Gobard in kunstvoll abgezirkelten, repetitiven Bewegungsabläufen leichtfüßig zwischen Schränken und Tisch einher.
Er mimte einen einsamen Mann allein in einer altmodischen Wohnung, beschäftigt mit immer gleichen alltäglichen Dingen. Unvermittelt beginnt er, davon zu träumen, dass Nachbarn, Hausierer und Versicherungsagenten bei ihm eindringen.
Mit insgesamt vier Gestalten in immerfort fließender, turbulenter Bewegung ist plötzlich mehr als genug "Leben in der Bude". Die Kulissenwände beginnen zu wackeln und schieben sich auseinander, so dass ein weiter Stadtraum entsteht.
Als einzige Frau fügt sich die reizvolle Anne-Cécile Chane-Tune als eine von vier Tänzern ins Bühnengeschehen, ohne in der Erzählung eine spezifisch feminine Sonderrolle zu spielen. Das ist mal wirklich genderfrei auf der Höhe der Zeit konzipiert.
Die Choreografie von Thomas Guerry ist ausgeklügelt tempo- und abwechslungsreich. Die Musik von Camille Rocailleux unterlegt unaufdringlich alle Abläufe einer starken Rhythmisierung.
Man kam gar nicht in die Versuchung, einen tieferen Sinn in die vier aufeinander abgestimmten Wirbelwinde und ihre Figuren oder Drehungen hineinzuinterpretieren. Das Tanzartisten-Quartett der Compagnie Arcosm brachte das Publikum abwechselnd zum Lachen und beinah zum Schwindligwerden.
Der Respekt vor dieser beeindruckenden und nicht zuletzt sportiven Leistung drückte sich in einem lang anhaltenden Applaus mit mehreren Vorhängen aus. Diese Truppe war ein großartiges, würdiges Finale für die 18. Kinder- und Jugendtheaterwoche.
Jürgen Neitzel
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