Logo: marburgnewsMobile Marburgnews

Zum Menü

Ausgewählt


Vernissage in der Lutherischen Pfarrkirche

09.03.2013 (jnl)
Aufschließende Bilder über die Entwicklungen der synthetischen Mikrobiologie fertigte die Marburger Künstlerin Ingrid Hermentin. Die Vernissage der Ausstellung fand am Freitag (8. März) vor rund 60 Interessierten in der Lutherischen Pfarrkirche statt.
Einen idealen Raum für ihr Bildkonzept fand Hermentin im Seitenchorraum des mächtigen Kirchengebäudes über der Marburger Oberstadt. In quadratische Felder - ähnlich den Kirchenfenstern aufgeteilt - schmücken fünf großflächige Tafelbilder nun für einige Wochen die hohen Innenwände der Kirche.
Zur Geltung kam die Installation am Eröffnungsabend durch die Beleuchtung darunter aufgestellter Scheinwerfer. Dabei wirkt die schiere Größendimension der Bilder mehr als ihr vorwiegend rätselhafter Inhalt.
Die in Erdfarben zwischen Lehmgelb und Rostrot gehaltenen Figuren auf den unter Plexiglas geschützten Druckgrafiken zeigen Algen. In schwarzer Schrift sieht man darauf Anmerkungen vermerkt, die die wissenschaftliche Forschungsarbeit chiffrieren.
Die Bezugnahme auf die monumentalen, bunt verglasten Kirchenfenster gelingt. Zugleich folgen sie darin molekularbiologischen Prinzipien.
Hermentin ist es gelungen, den Gemeinderat und die Pfarrer der Marienkirche für ihren Brückenschlag zwischen Naturwissenschaft und Kirche zu gewinnen. Die Vernissage wurde zudem von hochkarätigen Rednern eröffnet.
Nach der freundlichen Begrüßung durch eine Dame des Kirchenvorstands sprachen Pfarrer Ulrich Biskamp und Prof. Dr. Bruno Eckhardt kurze Grußworte. Mit einem Zitat von Maksim Gorki: "Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt, die Kunst ihre Seele.", begründete der Hochschullehrer den Brückenschlag.
Der wegen seiner engen, kontinuierlichen Zusammenarbeit mit dem Marburger Kunstverein vor Ort bestens bekannte Kunsthistoriker Dr. Harald Kimpel hielt sodann eine fulminant ausgearbeiteten Vortrag. Darin bezeichnete er die Kunst als "Korrektiv, das der Wissenschaft ins Gewissen redet".
Tatsächlich ist ja der theologische Schöpfungsbegriff nicht nur längst in der Kunstsphäre der Gesellschaft abgewandelt und allgemein anerkannt. Zeitgenössisch macht sich nun sogar die Naturwissenschaft daran, in die begriffliche Domäne einzudringen, indem die "Schöpfung neuer Lebewesen" angestrebt und mit ökonomischer sowie medizinischer Motivation betrieben wird.
Kimpel sprach ferner von einer dreifachen "Erlösung" und von einer Win-win-win-Situation. Sowohl Wissenschaft wie die Kirche und erst recht die Kunst als Bindeglied könne bei der Kooperation nur gewinnen.
Der anwesenden Künstlerin Ingrid Hermentin sprach er zu, eine aufklärerische Rolle einzunehmen. Als Warnerin rücke sie die Gefährdung der Welt in den Blick der Öffentlichkeit und der Gemeinde.
Denn heute ist es noch nur die Alge, morgen vielleicht doch der ganze Mensch betroffen. "Evolution ist machbar geworden."
Die Kirche ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Am Freitag (15. März) um 18 Uhr gibt es zu den wissenschaftlichen und ethischen Aspekten zwei begleitende Vorträge. Der Biologe Prof. Dr. Uwe Maier spricht über Synthetische Biologie und der Theologe Prof. Dr. Friedemann Vogt spricht über ethische Vorbehalte.
Jürgen Neitzel
Text 8099 groß anzeigen

www.marburgnews.de

© 2017 by fjh-Journalistenbüro, D-35037 Marburg