01.02.2013 (ms)
"Es zeichnet den Landkreis besonders aus, dass er schon vor Fukushima den Weg zur Energiewende eingeschlagen hat", sagte der Präsident des Umweltbundesamtes Jochen Flasbarth auf dem Neujahrsempfang des
Landkreises Marburg-Biedenkopf. "Sie sind damit auf einem guten und richtigen Weg und ein Vorreiter."
Flasbarth war von Landrat Robert Fischbach als Festredner eingeladen worden. Er referierte über die Energiewende mit ihren Chancen und Problemen aber auch über die Arbeit des Landkreises aus seiner Sicht.
Im Ausland, sei das Wort "Energiewende" in den Sprachgebrauch aufgenommen worden als "german Energiewende“. Man verfolge mit großem Interesse, was in Deutschland passiert.
Ein Drittel der Leute bezeichneten die Deutschen als "bekloppt“ in dieser Frage. Ein anderes Drittel habe dazu noch viele Fragen .Ein weiteres Drittel verfolge hoch interessiert, wie Deutschland dieses Thema anpackt nach dem Motto "wenn einer das schafft, dann die Deutschen“.
Der Präsident des Umweltbundesamtes verwies darauf, dass im Jahr 2011 etwas beendet wurde, was die Gesellschaft zuvor tief gespalten hatte. Es war die Hoffnung gewisser Kreise auf die Atomenergie.
Aus dieser dann entstandenen Aufbruchstimmung könne man viel Kraft ziehen. Selbst wenn diese Aufbruchstimmung ein Stück weit verloren gegangen sei, sei der Weg jetzt beschritten und besitze viel Potenzial.
Wichtig war Flasbarth der Hinweis auf die Verankerung der Energiewende in der Region. Nur wenn das hier auch eine Umsetzung erfahre, könnten die Ziele der Bundesregierung erreicht werden.
Beispielsweise will sie den End-Energieverbrauch bis zum Jahr 2050 um 50 Prozent senken. Dieser Energieverbrauch soll dann zu 60 Prozent aus erneuerbaren Energien erfolgen. Der Anteil erneuerbarer Energien beim Strom soll dann sogar 80 Prozent betragen.
Nach jetzigem Wissenstand sind es vor allem zwei Säulen, die für die Energiewende wichtig sind. Einerseits nannte Flasbarth die Fotovoltaik, andererseits die Windenergie.
Die Fotovoltaik besitzt ein großes Potenzial. Man solle aber auch nicht zu sehr auf die freien Flächen ausweichen, sondern lieber vorhandene Dach- und Freiflächen dafür nutzen. Fotovoltaik dürfe nicht in Konkurrenz zu agrar genutzten Flächen treten.
"Die andere Säule - die Windkraft - bietet ein Vielfaches an Potenzial von dem, was wir wirklich brauchen", meinte Flasbarth. "Das bedeutet: Man wird in die glückliche Lage versetzt, auswählen zu können, wo Windenergie sinnvoll genutzt werden kann.“
Man werde mehr Rücksicht auf unterschiedlichste Belange nehmen können. Dennoch werde es natürlich im Einzelnen vor Ort zu Problemen kommen; aber insgesamt seien die Prognosen für die Nutzung der Windkraft in Studien noch viel besser, als Flasbarth selbst vermutet habe.
Der Ausbau der Stromnetze stehe vor dem Bau von Energiespeichern.. Insgesamt seien dafür Investitionen von 20 Milliarden Euro notwendig.
Das höre sich viel an, sei aber im Vergleich zu den Kosten für das Bundesfernstraßennetz von 23,48 Milliarden Euro jährlich anders zu bewerten. Flasbarth zeichnete insgesamt ein Mut machendes Bild von der Energiewende in Deutschland.
pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf
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