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Praktisches Plädoyer gegen Gedankenlosigkeit


Konsumkritischer Stadtrundgang beim 1. Marburger Bildungsfest

15.06.2008 (sts)
Eine Stadtführung etwas anderer Art bot das 1. Marburger Bildungsfest am Samstag (14. Juni). Statt der städtischen Sehenswürdigkeiten standen die Mensa, ein Kopierladen, ein Kleidungsgeschäft und ein Handy-Laden auf dem Besuchsprogramm. Studenten der Philipps-Universität wollten mit dem "Konsumkritischen Stadtrundgang“ auf ökologische und soziale Missstände in der Welt hinweisen, die durch das Einkaufsverhalten hierzulande entstehen. Rund 30 Interessierte nahmen an der Aktion teil.
"Wir nutzen unsere Macht als Verbraucher meist nur dazu, die Preise zu drücken. Das Preis-Dumping erfolgt jedoch auf Kosten anderer, die den wahren Preis zahlen müssen“, sagte Student Moritz Koch in seiner Einführung.
Der Stadtrundgang widmete sich den Produkten Fleisch, Papier, Textilien und Mobiltelefone. An jeder Station erläuterten die Studenten die Produkt-Herstellung, den Vertrieb und Verkauf der Waren und zeigten Alternativen zu den gängigen Verfahren auf.
"90 Kilogramm Fleisch isst jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr", erklärte Student Joschka Waas vor der Mensa am Erlenring. Sie ist einer der größten Fleischverbraucher in Marburg.
Zur Herstellung von nur 10 Gramm Fleisch würden 153 Liter Wasser und 400 Gramm Futtermittel benötigt. Daher sei es kein Wunder, dass 70 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Produktionsfläche allein als Weidefläche und zur Herstellung von Futtermitteln benötigt würden. Statt möglichst preisgünstiges Supermarkt-Fleisch zu kaufen, sei es deswegen ratsam, regionale Anbieter zu bevorzugen und hin und wieder auch mal auf Fleisch zu verzichten.
Die Studenten hatten einen Einkaufswagen dabei, der mit kritischen Produkten und jeder Menge Anschauungsmaterial von der nicht artgerechten Tierhaltung bis zum Soja-Anbau in Monokulturen gefüllt war. Durchaus erhellend erschien, was die Studenten aus diesem Wagen alles herauszauberten. Deutschland verbrauche beispielsweise doppelt soviel Papier im Jahr wie ganz Afrika. Hier abgegebene und in Dritte-Welt-Länder verkaufte Altkleider zerstörten als Nebeneffekt dort die lokalen Textilmärkte.
"Wir wollen nicht einfach nur kritisieren, sondern dazu beitragen, dass wir alle bewusster einkaufen uns über unsere Verantwortung klar werden“, erklärte Waas.
Das Projekt "Konsumkritischer Stadtrundgang“ solle über das Ende des Bildungsfests hinaus bestehen bleiben. Ab dem kommenden Schuljahr will die achtköpfige Projektgruppe Stadtführungen zu bestimmten Themengebieten für Schulklassen anbieten.
"Wir suchen noch neue Teilnehmer, die sich an dieser Arbeit beteiligen wollen“, rief Waas abschließend auf. Interessenten können sich im Internet unter konsum-global.de informieren und Kontakt zu der Projektgruppe aufnehmen.
Stephan Sonntag
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