20.12.2012 (fjh)
Den 200. Geburtstag der "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Grimm begeht am Donnerstag (20. Dezember) auch die
Universitätsstadt Marburg. Mit einer großen "Grimm-Gala" im
Hessischen Landestheater gedenkt die Stadt ihrer beiden berühmten Studenten.
An der
Philipps-Universität studierte ab 1802 zunächst Jacob Grimm Rechtswissenschaft. Ein Jahr später folgte ihm sein Bruder Wilhelm. Ihr Lehrer Prof. Dr. Friedrich Carl von Savigny führte die Studenten in den "Marburger Romantikerkreis" ein, der sich regelmäßig in seinem Haus im
Forsthof traf.
Savignys Ehefrau Gunda hatte dort immer wieder auch ihre Schwester Bettina von Brentano und ihren Bruder Clemens von Brentano sowie deren Freund Achim von Armin zu Besuch. Er wurde später der Ehemann Bettinas, die in der kleinen chinesischen Pagode auf dem Anwesen Texte über den Alltag und ihre Erwartungen an ein künftiges Leben verfasste.
Bei einem Treffen des Romantikerkreises berichtete der Pfarrer von Sarnau von den grausigen Geschichten, die sich die Menschen im Dorf erzählten. Ganz im Sinne der Epoche interessierten sich die Anwesenden brennend für diese Überlieferung.
So beschlossen die Brüder Grimm, Märchen und Sagen zu sammeln. Die Freunde Achim von Armin und Clemens von Brentano widmeten sich einer Sammlung von Gedichten, die später unter dem Titel "Des Knaben Wunderhorn" erschien.
Im Forsthof an der Ritterstraße haben die Brüder Grimm also den Anstoß für ihre Märchensammlung erhalten. Mit wissenschaftlichen Methoden trugen sie mündlich vorgetragene wie auch schriftliche Quellen und unterschiedliche Fassungen zusammen, die Wilhelm Grimm dann durchaus frei ausformulierte.
Neben der Bibel des Reformators Martin Luther, der mehrmals in Marburg weilte, sind Grimms Märchen internationale "Bestseller" deutscher Literatur. Die Bedeutung Marburgs für ihre Entstehung wird allerdings immer noch stark unterschätzt.
In der Zweitausgabe wurden die Geschichten von Ludwig Emil Grimm illustriert. Weltweit bekannt geworden sind jedoch nicht die Illustrationen des jüngeren Grimm-Bruders, sondern die des Marburger Malers Otto Ubbelohde.
So hat die Stadt an der Lahn an diesem 200. Geburtstag von Grimms Märchen durchaus guten Grund zum Feiern. Ein ganzes Grimm-Themenjahr geht am Abend um 19 Uhr mit der Grimm-Gala zur Neige. Bleiben werden indes die Märchen, die die Menschheit nicht zuletzt auch den Marburger Jahren der Brüder Grimm verdankt.
Franz-Josef Hanke
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