09.11.2012 (fjh)
Der Feind steckt in den eigenen Genen. Marburger Immunologen und ihre Kollegen haben herausgefunden, wie der Organismus ererbte Viren in Schach hält, die seit Generationen im Erbgut schlummern. Wenn die Krankheitserreger aktiviert werden, können sie Tumore und andere Krankheiten auslösen. Das Forscherteam unter Leitung von Dr. Philipp Yu berichtet in der aktuellen Online-Ausgabe des Fachmagazins "Immunity“, wie das Immunsystem die endogenen Viren kontrolliert.
Bestimmte Viren können sich im Erbgut ihrer Wirte einnisten. Zu diesen sogenannten "Retroviren“ zählt zum Beispiel der AIDS-Erreger "HIV". Wenn die Retroviren im Genom von Keimzellen - in Ei oder Spermium statt in normalen Körperzellen –, siedeln, werden sie von Generation zu Generation weitergegeben.
"Zumeist sind diese endogenen Retroviren funktionslose Überbleibsel einer Infektion, die evolutionär sehr weit zurückliegt“, erklären die Autoren. Bei manchen Versuchstier-Stämmen vefursachen solche Viren jedoch Erkrankungen.
Wie kommt es zu ihrer Reaktivierung und wie wird sie üblicherweise unterdrückt? Um das in Erfahrung zu bringen, untersuchten die Forscher wichtige Bestandteile des angeborenen Immunsystems. Diese Proteine stammen aus der Familie der "Toll-like
receptors“ (TLR).
Wie die Autoren nachweisen, sorgen mehrere TLR-Proteine dafür, dass die seit Generationen weitergegebenen endogenen Krankheitserreger inaktiv bleiben. Fehlen diese Proteine jedoch, so bilden sich keine Antikörper gegen die endogenen Viren. Ddie betroffenen Versuchstiere erkranken an Krebs.
"Unsere Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass TLR-Proteine nicht nur in die Abwehr gegen Krankheitserreger involviert sind, die von außen eindringen, sondern auch zur Kontrolle endogener Retroviren beitragen“, resümieren die Wissenschaftler. In künftigen Arbeiten wollen sie ermitteln, wie die spontane Reaktivierung der viralen Schläfer im Genom im Detail vonstatten geht.
pm: Philipps-Universität Marburg
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