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Unruhe im UKGM


Bündnis protestiert weiter gegen Privatisierung

25.10.2012 (mdm)
"Wichtig zu betonen ist, dass sich die Situation in der Klinik nicht verbessert hat“, sagte der Gießener UKGM-Betriebsratsvorsitzende Klaus Handschuhr am Donnerstag (25. Oktober) im Käte-Dinnebier-Saal des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Das Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) wolle nicht auf die Forderungen des Betriebsrats nach menschlichen Arbeitsbedingungen an den beiden privatisierten mittelhessischen Krankenhäusern eingehen.
Obwohl der Betriebsrat einige Ideen zur Verbesserung der Situation beizutragen hätte, sei der Arbeitgeber nicht einmal zu einem Gespräch bereit, ergänzte die marburger UKGM-Betriebsratsvorsitzende Bettina Bötcher. Statt dessen würden weiterhin Stellen gestrichen und alle frei werdenden Positionen nicht wieder besetzt. Aber nicht nur die Arbeitnehmer wie Ärzte, Pflegekräfte, Techniker, Versorgungs- und Reinigungspersonal beschwerten sich über die Hohe Arbeitsdichte; Auch die Patienten beklagten sich über mangelnde Betreuung.
43.000 Unterschriften für eine Rückführung der - im Jahr 2006 privatisierten - Universitätskliniken im Landesbesitz wurden zwischenzeitlich gesammelt. Die offiziellen Vertreter des Landes Hessen hätten sie jedoch einfach ignoriert, beklagte Helda Zeiser vom Aktionsbündnis "Gemeinsam für unser Klinikum" bei einer Pressekonferenz. "Wir werden der Landesregierung zeigen, dass man die Stimmen der Wähler nicht einfach ignorieren kann“, bekräftigte Bötcher. "Wir werden solange kämpfen, bis unsere Stimmen gehört werden.“
Roland Kleinert vom Verein "Notruf 113“ berichtete, dass in Arztbriefen des UKGM mehrmals merkwürdige Diagnosen aufgetaucht seien, die anhand der Unterlagen und des Krankheitsbilds der Patienten nicht nachvollziehbar gewesen seien. Eine öffentliche Kritik am UKGM versuchte die Klinikleitung, in drei Fällen durch Androhung von Zwangsgeldern bis zu 100.000 Euro zu verhindern.
Ziel des Bündnisses sei allerdings, nicht mehr mit seinen Anliegen an die Öffentlichkeit gehen zu müssen, wenn sich die Zustände dort wieder normalisieren. Möglich ist das nach Einschätzung des Bündnisses aber nur nach einer Rückführung des UKGM in öffentliches Eigentum.
Skandale wie das Verhalten des UKGM-Eigentümers Rhön im Umgang mit der Partikeltherapie verstärken diese Denkweise. Die neue Technologie sollte gegen Krebs eingesetzt werden. Doch wegen zu geringer Gewinnerwartungen hat die UKGM die 120 Millionen Euro teure Anlage gar nicht erst in Betrieb genommen.
Der für die Leitung dieser Anlage eigens nach Marburg berufene Arzt Prof. Dr. Jochen Dahm-Daphi hatte erst am Mittwoch (24. Oktober) angekündigt, dass er Marburg wieder verlassen will. Für ihn bestünde hier ohne Partikeltherapie keine sinnvolle Arbeitsmöglichkeit. Das nimmt nicht nur den Krebspatienten ihre Hoffnung, sondern auch der Philipps-Universität ihre medizinischen Forschungsperspektiven.
Über die Nöte des Personals wegen der immer dünneren Personaldecke beklagte sich eine Krankenschwester mit der Schilderung gleich mehrerer erschreckender Beispiele. Weil inzwischen nicht mehr genug Pflegekräfte vorhanden seien, habe das UKGM vier Intensivbetten stilllegen müssen. Nun könne man nur noch dringende Notoperationen durchführen, weil die Betten für eine nachherige Intensivpflege fehlten.
Angesichst solcher Zustände will das Bündnis den Weg des Widerstands ganz klar weitergehen. Bereits am Samstag (27. Oktober) will man an neun Plätzen im Stadtgebiet weitere Unterschriften sammeln.
Beim hessischen Landtag wurde Dienstag (29. August) eine Petition eingereicht, die ebenfalls auf eine Rückführung des UKGM in Landesbesitz abzielt. Ralf Schrader von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) betonte, dass alle denkbaren Optionen einer möglichen Rückführung zu prüfen seien.
Vergeblich hatte der Betriebsrat den hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier eingeladen, mit dem beschäftigten über die Situation am UKGM zu diskutieren. Er habe jedoch seine Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann geschickt, beschwerte sich Bötcher. Sie will Bouffier nun "jeden Monat wieder einladen, damit er zeigen kann, ob er Manns genug ist, den beschäftigten seine Position persönlich vorzutragen“.
Mandy Müller
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