11.10.2012 (nmf)
Junge Leute leiden unter permanentem Schlafmangel. Das wirkt sich ungünstig auf Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit aus.
Zu diesem Ergebnis kamen Gesundheitsforscher aus Marburg und Dillenburg bei einer Studie, die an insgesamt 8.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchgeführt wurde. Demnach schlafen sie unter der Woche im Schnitt weniger als sieben Stunden täglich.
Prof. Dr. Ulrich Koehler von der Philipps-Universität und Dr. Manfred Betz vom Dillenburger Institut für Gesundheitsförderung haben die Ergebnisse auf dem nationalen Präventionskongress in Dresden vorgestellt.
"Qualitativer guter und quantitativ ausreichender Schlaf gilt als eine der wichtigsten Ressourcen für die Gesundheit, gerade für Heranwachsende", erklärte Koehler. Er leitet das Schlafmedizinische Zentrum am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM.
Die beiden Wissenschaftler leiten die Deutschen Azubi-Gesundheitsstudie (DAGS). In diesem Rahmen wurden 8.850 Auszubildende und Schüler aus Dillenburg, Wetzlar, Korbach, Marburg, Gießen, Fulda, Frankfurt und Wiesbaden hinsichtlich ihrer Schlafgewohnheiten und ihres Gesundheitszustands untersucht.
Das Resultat war bedenklich: Im Durchschnitt schlafen die Jugendlichen während der Woche etwas mehr als sechseinhalb Stunden pro Nacht. Am Wochenende hingegen sind es neun Stunden.
Junge Menschen haben einen anderen Rhythmus. Sie sind abends lange aktiv und würden morgens mindestens bis acht oder neun Uhr schlafen. Aufgrund des frühen Arbeits- oder Schulbeginns haben viele ein permanentes Schlafdefizit. Um diesen Mangel auszugleichen, stehen sie am Wochenende erst sehr spät auf. "Knapp zwei Drittel der Jugendlichen fühlen sich tagsüber nicht ausgeruht und leistungsfähig", berichtet Koautor Betz, "sie leiden zudem verstärkt an gesundheitlichen Problemen wie psychischen Beschwerden, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und fehlen häufiger am Arbeitsplatz oder in der Schule." Eine starke Tagesmüdigkeit führe auch zu deutlich erhöhter Unfallgefährdung, insbesondere im Straßenverkehr.
"Besonders überrascht hat uns, dass jeder Fünfte angab, in den vergangenen zwölf Monaten unter Schlafstörungen gelitten zu haben", sagt Koehler. Aber nur jeder zehnte Betroffene war deshalb in Behandlung. Hier gebe es großen Aufklärungsbedarf, denn in herkömmlichen Gesundheitsfördermaßnahmen werde das Thema Schlaf bislang nicht berücksichtigt.
"Wir hoffen, dass sich das aufgrund unserer Studienergebnisse ändern wird“", ergänzte Betz.
pm: Philipps-Universität Marburg
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