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Gewagte Vergangenheitsbewältigung


Marburg ist Riga-Komitee beigetreten

14.09.2012 (ms)
Zum Gedenken an die von Marburg aus nach Riga deportierten und dort ermordeten Menschen jüdischen Glaubens hatte der Magistrat der Universitätsstadt Marburg am Montag (6. Februar) beschlossen, dem Riga-Komitee beizutreten. Die Marburger Geschichtswerkstatt hatte diesen Beitritt angeregt.
Das Riga-Komitee wurde am 23. Mai 2000 von 13 deutschen Großstädten und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründet. Aufgabe dieses Zusammenschlusses ist es, an die Deportation und überwiegende Vernichtung von rund 25.000 deutschen Juden in Riga in den Jahren 1941 und 1942 zu erinnern. Mit der Anbringung einer Tafel an der Gedenkstätte in Riga möchte die Universitätsstadt Marburg der deportierten und in Riga ermordeten Menschen gedenken und ihnen ein ehrenvolles Andenken bewahren.
Nach den Unterlagen des Stadtarchivs sind im Zeitraum von September bis Dezember 1941 sieben Menschen jüdischen Glaubens von Marburg aus über Kassel nach Riga deportiert worden. Da die allermeisten der dorthin Verschleppten von deutschen Sicherheitspolizisten und einheimischen Helfern ermordet worden oder durch die unmenschlichen Haftbedingungen umgekommen sind, dürfte die von Marburg aus Deportierten das gleiche Schicksal ereilt haben.
Die feierliche Unterzeichnung der Beitrittsurkunde fand am Dienstag (4. September) im Historischen Saal des Rathauses statt. Oberbürgermeister Egon Vaupel begrüßte die anwesenden Gäste mit den Worten: "Ich verneige mich vor den Toten.“ Stadtverordnetenvorsteher Heinrich Löwer bekräftige noch einmal diese Worte. Stark gerührt erinnerte er an das Leid, das den Marburger Mitbürgern jüdischen Glaubens widerfahren ist.
Auch der Vorsitzende des Landesverbands Hessen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge verwies darauf, dass der Beitrag zur Gedenkstättenpflege im Wald von Bikernieki in Riga den Opfern ihre Identität zwar nicht zurückgebe und das Leid nicht ungeschehen machen könne. Dieser Ort veranschaulicht nach Auffassung von Karl Starzacher aber zumindest die Dimension des Leids.
Mit ihrer finanziellen Unterstützung leiste die Universitätsstadt Marburg einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen.
Nach einem abschließenden Bild- und Videovortrag von Walter Bernsdorff von der Geschichtswerkstatt Marburg über seinen Besuch im August 2012 in der Gedenkstätte unterzeichneten Vaupel und Starzacher die Beitrittsurkunde. "Wir leben in einer Demokratie", schloss das Marburger Stadtoberhaupt die Veranstaltung. "Für diese Freiheit müssen wir jeden Tag kämpfen. Vergessen bedeutet den ersten Schritt in die Unfreiheit.“
pm: Stadt Marburg
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