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Frau als Mann


"Dreigroschenoper" eröffnet am 31. August die Spielzeit

22.08.2012 (ms)
Eine Weltpremiere in der Aufführungsgeschichte hat das Hessische Landestheater Marburg am Dienstag (21. August) angekündigt. Zum ersten Mal wird Mackie Messer von einer Frau gespielt.
Intendant Matthias Faltz hat in seiner Inszenierung der "Dreigroschenoper" den Gangsterboss mit Oda Zuschneid besetzt. Premiere ist am Freitag (31. August).
Um die gängigen Bilder vom coolen Gangster-Macho zu unterwandern, besetzt Faltz die Rolle des Macheath mit einer Frau. Zuschneid, wird in die Gangsterschuhe schlüpfen.
Gangsterboss Maeckie Messer, seine schöne Braut Polly, die Tochter von Mackies Gegenspieler Peachum und der unlautere Polizeichef Tiger Brown sorgten schon bei der Premiere der "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht und Kurt Weill im Jahr 1928 für wahre Begeisterungsstürme in Berlin. Einige Songs aus dem "Theaterstück mit Musik" wurden Welthits. Auch heute sind sie kaum von deutschen Bühnen wegzudenken.
Macheath alias Mackie Messer ist Mörder, Gangster und Brandstifter. Peachum ist der Bettlerboss.
Dass die beiden sich nicht grün sind, ist weiter nicht verwunderlich; aber bisher hatten sie sich miteinander arrangiert. Doch ausgerechnet Peachums Tochter Polly verkompliziert die Sache gewaltig. Denn Polly hat sich ausgerechnet Mackie als zukünftigen Ehegatten erwählt, was ihrem Vater gewaltig gegen den Strich geht.
Kurzerhand verpfeift er den unliebsamen Schwiegersohn an die Polizei. Als Polizeichef Brown nichts gegen seinen alten Freund Macheath unternimmt, spielt Peachum ein Ass aus, mit dem niemand gerechnet hat. Denn nicht umsonst ist er der König der Bettler; und die Gewalt der Masse sollte man nicht unterschätzen.
Dass die "Dreigroschenoper" mehr ist als eine Erinnerung an die glorreichen Goldenen Zwanziger beweist das Hessische Landestheater mit seiner sowohl unterhaltsamen als auch provokanten Neuinszenierung. "Man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht" heißt es. Dieser Satz ist solange richtig ist, bis "die im Dunkeln" nach oben drängen und sich ihren Anteil am Wohlstand gewaltsam verschaffen.
Wie die Menschen in London im September 2011, so verhält sich im Stück Peachums Bettlerheer. Nicht umsonst ist die "Dreigroschenoper" von Brecht in einem zeitlosen London angesiedelt, das auch das London von heute sein könnte.
Fördert der moderne Kapitalismus ein neues Gewaltpotential zutage? Weiß, steril, glatt und kühl ist das Bühnenbild von Leopold Volland und Lars Herzig, das Assoziationen an einen modernen Firmen-Empfangsraum oder die Filialen eines berühmten Computerherstellers weckt. Doch der Blick hinter diese vollkommene Fassade zeigt, dass an dieser oberflächlichen Perfektion in Wahrheit kräftig die Würmer nagen.
Für die Videoinstallationen zeichnen Philipp Karau und Stephanie Kayß verantwortlich, die bereits für "Die Nibelungen" mit Faltz zusammengearbeitet haben. Mit einer siebenköpfigen Live-Band sowie einem eigens für die Inszenierung zusammengestellten Chor unter Leitung von Michael Lohmann hat die Marburger "Dreigroschenoper" auch musikalisch einiges zu bieten.
pm: Hessisches Landestheater Marburg
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